Wenn zwei Staatsbahnen um die Wette fahren, ist das meist originell. Ab Winterfahrplan will die bisher auf die Steiermark beschränkte Graz-Köflacher Bahn (GKB) mit Regiojet aus Tschechien Schnellzugverkehr von Wien nach Prag anbieten, wie ihn ÖBB und tschechische Staatsbahn CD bereits erfolgreich fahren.

Was dieser Wettbewerb auf Kosten des Steuerzahlers soll? Die Antwort fällt differenziert aus, wenngleich der Eigentümer beider Bahnen, das Verkehrsministerium, planlos erscheinen mag. Schließlich buttert die Republik Jahr für Jahr Milliarden in Personenverkehr und Bahnausbau.

Ergebnisminderung oder Schutz?

Wenn GKB und Regiojet der ÖBB-Allianz in die Parade fahren, mindert dies zweifellos das Ergebnis der ÖBB. Verwehrte das Ministerium der GKB diese Wachstumschance aber, nur um die ÖBB zu schützen, wäre das gleichermaßen übel. Denn die im Güterverkehr erfolgreiche einstige Erz- und Kohlebahn wäre auf Verlustbringer programmiert.

Charme hätte der dritte Weg: Der Staat betraut Kleinbahnen wie GKB oder Raaberbahn mit staatlich finanzierten Pendlerzügen, denn sie haben bessere Kostenstrukturen, fahren mehr Züge um weniger Geld. Die ÖBB könnte – nach Vorbild der Schweizer SBB – die großen Achsen bedienen.

Aber solch eine Weichenstellung würde eine Strategie voraussetzen – und die gibt es nicht. Verkehrspolitik besteht für die Bundesminister seit jeher nur aus Bahnbau und der Alimentierung des intransparenten Molochs ÖBB. (Luise Ungerboeck, 1.5.2017)