In Indonesien werden immer wieder Mädchen verheiratet.

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Jakarta – Mit einer ungewöhnlichen Fatwa hat eine Gruppe von weiblichen muslimischen Religionsgelehrten in Indonesien von der Regierung ein Gesetz gegen Kinderhochzeiten verlangt. Auf einem Kongress mit mehr als 800 Teilnehmerinnen forderten sie, das Mindest-Heiratsalter für Frauen auf 18 Jahre heraufzusetzen.

Bisher dürfen Mädchen in Indonesien – dem weltweit bevölkerungsreichsten muslimischen Land – mit 16 Jahren schon heiraten. Häufig sind sie noch jünger. Die Fatwa – im Islam eine Art Rechtsauskunft von Gelehrten – ist die erste solcher Art.

Die Generalsekretärin des Organisationskomitees, Ninik Rahayu, sagte am Freitag zum Ende des dreitägigen Kongresses in der Stadt Cirebon: "Wir fordern die Regierung auf, ernsthaft an der Heraufsetzung des Mindestalters zu arbeiten." Nach einer Studie der UNO-Kinderhilfswerks UNICEF heiratet jedes vierte Mädchen in Indonesien, bevor es volljährig wird.

Der Kongress war die erste große Zusammenkunft von weiblichen Religionsgelehrten in dem südostasiatischen Land. In Indonesien leben mehr als 200 Millionen Muslime. Dort wird eine liberale Form des Islam praktiziert. Allerdings gibt es auch in Indonesien radikale Strömungen. In der Provinz Aceh gilt das islamische Rechtssystem der Scharia. (APA, dpa, 28.3.2017)