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Keine Angst vor Zärtlichkeiten. Dev (Mitte) knuddelt gern mit seinen FreundInnen, hier mit dem "Quotenweißen" Arnold (Eric Wareheim). Rechts im Bild: Devs Freundin Rachel.

Foto: AP/K.C. Bailey/Netflix

Will ich eigentlich Kinder haben? Und wie würde sich mein Leben dadurch verändern? Fragen, die sich viele spätestens mit Anfang dreißig stellen – und die in TV-Serien gerne beim sonntäglichen Brunch im Freundinnenkreis besprochen werden. Meist sind es schließlich Frauen, die die wachsenden Babybäuche in ihrer Umgebung kritisch beäugen und den eigenen Lebensentwurf inklusive Singledasein plötzlich als defizitär gebrandmarkt sehen. Nicht so in "Master of None". Dev Shah (Aziz Ansari), New Yorker Thirtysomething und Protagonist der US-amerikanischen Comedy-Fernsehserie, darf gleich in der ersten Episode nach einer Verhütungspanne über den eigenen Kinderwunsch sinnieren und auf einem Kindergeburtstag frischgebackene Väter zurate ziehen.

Überhaupt unterläuft Dev so ziemlich alle herrschenden Männlichkeitsbilder, die in erfolgreichen TV-Produktionen meist in der Ausführung protziger Aufreißer oder liebenswerter, aber sozial isolierter Nerds zu haben sind. Dev erlebt gelegentlich sexuelle Abenteuer, aber muss nicht damit prahlen. Dev reißt keine sexistischen Witzchen, ist unsicher und einfühlsam.

Frozen Joghurt oder Gelato?

Als Schauspieler mit indischen Wurzeln verdient er sein Geld mit Werbespots für Joghurt und Gartengeräte und wartet auf den großen Durchbruch mit Rollen jenseits ethnischer Klischees. Sich gegen den versteckten – oder in unabsichtlich weitergeleiteten E-Mails ganz offen zur Schau getragenen – Rassismus zu wehren oder für die Karriere beide Augen zuzudrücken steht ihm in dem immer noch von Weißen dominierten Business häufig zur Wahl.

Wesentlich einfacher gestalten sich da die Entscheidungen in der Freizeit, über die Dev zu jeder Tageszeit reichlich verfügt: Spaghetti oder Bucatini, Frozen Joghurt oder Gelato? Gemeinsam mit seinen Stammtisch-FreundInnen Denise, Brian und Arnold (der schräge und unglaublich komische Typ ist der "Quotenweiße" im Freundeskreis) zieht er durch die Bars und Pastaläden seiner hippen Nachbarschaft, das Smartphone immer griffbereit, um das neueste Ramen-Restaurant online sogleich mit Sternen zu versehen.

Migrationsgeschichten ganz nebenbei

Während Dev den Großstadtalltag mit einer großen Portion Selbstironie meistert, bleiben auch gesellschaftspolitische Themen nicht ausgespart. Das Interesse an der hürdenreichen Migrationsgeschichte seiner Eltern erwacht ganz nebenbei ebenso wie das Verständnis für die Einsamkeit einer immer größer werdenden Zahl alleinlebender SeniorInnen. Selbst eine Lektion in Sachen Alltagssexismus lässt Dev sich von seinen Schauspielkolleginnen erteilen – und erkennt dabei, welche Kämpfe ihm selbst erspart bleiben. Wie ein mäßig erfolgreicher Schauspieler zu einem äußerst geräumigen und schicken Apartment im gentrifizierten New York kommt, bleibt in "Master of None" hingegen offen. Vielleicht wird Dev aber auch in Staffel zwei auf die soziale Frage stoßen. (Brigitte Theißl, 2.5.2017)