Ein aggressiver Ausschlag breitet sich rasant auf den Körpern der Infizierten aus. Die Stadt steht nun unter Quarantäne, niemand darf das Haus ohne Schutzanzug verlassen.


Foto: Rita Newman

Wien – Jugendromane über amerikanische Highschools sind oft ein warm-schauriges Bad in Klischees. Auch in Louis Sachars Schlamm – Die Katastrophe von Heath Cliff sind sie alle vereint: der fesche Fiesling, die brillentragende Streberin und das oberflächliche Püppchen. Alle gleichsam furchtlos, aber furchtbar naiv.

Als der beliebte Chad seinen weniger beliebten Klassenkollegen Marshall mitsamt Freundin Tamaya verprügeln will, eskaliert der Streit im stadtnahen Wald. Die Teenies kommen mit einem seltsam schleimigen Schlamm in Berührung, am nächsten Tag bleibt Chads Platz in der Klasse leer. Tamaya plagt gleichzeitig ein blutender, blasenartiger Ausschlag, der sich rasant ausbreitet. Die Probe des Schlamms, die Tamaya zuvor im Wald genommen hat, vermehrt sich sogar in nur zwei Minuten auf die doppelte Menge. Schnell erhärtet sich der Verdacht, dass im streng bewachten Regierungszentrum bei einem missglückten Experiment mit erneuerbaren Energiequellen eine gefährliche Mutation entstanden ist.

Nebel und flackernde Lichter

Jethro Compton hat Sachars Öko-Thriller für das Theater der Jugend als packendes und humorvolles Theaterstück inszeniert. Das Ensemble geht problemlos als Highschoolklasse durch und spielt mitreißend, die Lichter flackern, und der Zuschauerraum wird emsig von Rauchmaschinen zugenebelt. Nicht nur die Kinder und Jugendlichen, auch die mit gebrachten Erwachsenen schnappen gespannt nach Luft, wenn die Bewohner von Heath Cliff versuchen, dem zerfressenden Schlamm zu entkommen. Zwischen den Szenen werden Orts- und Zeitangaben auf die Bühne projiziert – dass die Geschichte in den 80ern spielt, wäre aber ohnehin unmissverständlich gewesen. Video killed the radio star und die junge Whitney Houston klingen aus den tragbaren Radiogeräten der Kinder.

Spätestens hier können Netflix-Kontobesitzer die Parallelen zur umjubelten Serie Stranger Things kaum übersehen, der Roman entstand jedoch vor der Serie. Als der Vorhang fällt, fühlt man sich, wie nach einem guten Film, wenn die Credits über den Bildschirm laufen, nur dass jetzt das Ensemble in Ninja-Turtle-Pose vor dem applaudierenden Publikum steht. Man wünscht sich insgeheim, dass Schlamm auch eine Serie wäre, bei der wie auf Netflix in 15 Sekunden die Fortsetzung abgespielt wird. (Eva Walisch, 26.4.2017)