Rom – Die italienische Regierung will die schwer angeschlagene Fluggesellschaft Alitalia mit einem Brückenkredit stützen. Das Kabinett prüfe die Möglichkeit, in Brüssel um die Genehmigung für ein Darlehen in Höhe von zwischen 300 und 400 Millionen Euro zu bitten, so Industrieminister Carlo Calenda am Mittwoch dem Sender Radio 24.

Damit soll Alitalia weiterhin den Flugbetrieb garantieren, während ein Käufer für die Airline gesucht wird. "Wir denken, dass finanzielle Unterstützung für eine beschränkte Zeit mit den EU-Regeln verträglich sei", meinte Calenda.

Die Insolvenz der Alitalia könnte Italiens Staatskassen teuer zu stehen kommen. 700 Millionen Euro werden die Stützungsmaßnahmen für die Belegschaft kosten, sollte das Personal auf Lohnausgleichskasse gestellt werden, schätzte Arbeitsminister Giuliano Poletti.

Ungewisse Zukunft

Die Zukunft der Airline betrachtet der Arbeitsminister als "ungewiss". "Wir haben alle hart für den Rettungsplan gearbeitet. Leider ist dieser von der Belegschaft abgelehnt worden. Jetzt steht Alitalia die ungewisse Zukunft der Insolvenzverwaltung bevor", so der Minister.

Die Alitalia-Piloten, die mehrheitlich den Plan abgelehnt hatten, betrachten diesen als unrealistisch, um die Airline wieder auf Fahrt zu bringen. "Warum müssen immer die Arbeitnehmer für die Fehler der Manager zahlen?", fragte Riccardo Canestrari, Sprecher der Pilotengewerkschaften ANPAC. Er warf den Managern gravierende Fehler vor.

Die Alitalia-Belegschaft hatte am Montag den Rettungsplan abgelehnt, der unter anderem Kürzungen bei den Personalkosten in Höhe von 670 Millionen Euro in fünf Jahren, die Streichung von fast tausend Jobs und Gehaltskürzungen vorsieht. Die Aktionäre wollten sich dafür verpflichten, der Airline zwei Milliarden Euro zuzusteuern, neue Maschinen zu erwerben und neue rentable Langstrecken-Routen zu eröffnen. Der mühsam mit den Gewerkschaften ausgehandelte Plan überzeugte die kämpferische Belegschaft nicht. (APA, 26.4.2017)