36 Metallstäbe lassen sich imaginär zu einem Davidstern verbinden.


Foto: Victor Jaschke

Baden – In Baden bei Wien wurde am Wochenende ein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus eröffnet. Die Kunstinstallation Counterpoles/Widerstäbe wurde von dem Badener Installations- und Performancekünstler Peter Kozek erdacht. Der 44-Jährige studierte bei der diesjährigen Biennale-Künstlerin Brigitte Kowanz. Seit 2006 unterrichtet Kozek als Assistent von Kowanz selbst an der Wiener Angewandten.

Die Installation erstreckt sich über den Badener Josefsplatz, zwischen Arnulf Rainer Museum und der Endstation der Badner Bahn. Kozek ließ 36 Metallstäbe in den Boden rammen, die scheinbar ungeordnet in unterschiedlichen Winkeln zueinander in die Luft zeigen. Verbindet man die Linien der Stäbe in Gedanken, so entsteht über dem Platz ein imaginärer Davidstern, der zur Badener Synagoge hin ausgerichtet ist.

Kozek will durch die harte, fragmentierte Wirkung der Stäbe an die Zerstörung jüdischen Lebens in Baden erinnern, die "gedankliche immerwährende Aufrichtung zum Stern" soll dabei dem Prinzip Hoffnung Ausdruck verleihen. Obwohl sich Kozek für das jüdische Symbol des Davidsterns entschieden hat, möchte der Künstler die Installation als "offen" für alle Opfergruppen der Nationalsozialisten verstanden wissen.

In der Stadt Baden war bis 1938 die drittgrößte jüdische Gemeinde Österreichs beheimatet. Im Zuge der Novemberpogrome von 1938 wurde die örtliche Synagoge verwüstet und von der "NS Volkswohlfahrt" vereinnahmt. Erst in den 1980er-Jahren konnte das Gebäude restauriert werden, seit 2005 ist die Synagoge wieder als Gebetshaus in Betrieb.

Das Mahnmal Counterpoles reiht sich ein in das längerfristige Vorhaben des Landes Niederösterreich, sich seiner NS-Vergangenheit mittels Kunst im öffentlichen Raum zu stellen. Ähnliche Projekte entstanden zuletzt in Erlauf und St. Lorenz in der Wachau. (stew, 25.4.2017)