Mitgründer und Vorstand der TTTech AG, Georg Kopetz.

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Wien – Die schöne neue Welt, die als Internet der Dinge oder Industrie 4.0 die Runde macht, wird ungleich mehr auf Maschinen fokussiert sein als heute. Sie werden nicht nur miteinander sprechen und sich gegenseitig erinnern, für Nachschub zu sorgen, bevor die Produktion stockt; die Maschinen werden, sagen Experten, selbstlernend immer höhere Stufen künstlicher Intelligenz erklimmen.

Grundlage dafür ist eine Sprache, die von möglichst vielen verstanden wird. Und eine Standardisierung nach Art des Internet-Protokolls. "Wir müssen weiterdenken, dürfen nicht nur Chips und drahtgebundene Kommunikation im Auge haben, sondern müssen uns auch mit der Sprache dieser Kommunikation beschäftigen," sagte Georg Kopetz, Co-Gründer und Vorstandsdirektor der Wiener Hightech-Schmiede TTTech, dem STANDARD.

Echtzeitkommunikation

Zusammen mit anderen Firmen aus Europa, USA und Asien ist die 1997 aus einem Spin-off der TU Wien hervorgegangene TTTech dabei, einen Standard zu etablieren, der Echtzeitkommunikation unter strengsten Sicherheitsauflagen umfasst. Die Chancen, dass daraus ein Weltstandard wird, seien sehr gut, sagte Kopetz. Diesen Freitag findet auf Initiative von TTTech ein Expertenforum im Wiener Palais Liechtenstein statt, an dem das Who's who der Branche teilnehmen und weitere Schritte dorthin diskutieren wird.

Die größte Herausforderung bei der Implementierung eines Standards für das Internet der Dinge sei die Übernahmegeschwindigkeit. "Wir reden von Evolution, nicht von Revolution. Bestehende Fabriken funktionieren gut, da wird nicht alles Schlag auf Schlag ausgetauscht", sagte Kopetz.

Viele Unternehmen dächten darüber nach, von der klassischen Fließbandfertigung abzurücken und Richtung Smart Factory zu gehen. In dieser Konstellation wird das Produkt statt auf dem Fließband individuell zum jeweils zuständigen Mitarbeiter bewegt. Der Vorteil: größere Flexibilität und die Möglichkeit, auch kleine Losgrößen kostenoptimal zu erzeugen. Das geht aber nur, wenn die Prozesssteuerung in Echtzeit und ausfallsicher erfolgt – etwas, das TTTech sich zutraut.

Zeichen für gemeinsame Lösungen

Standardisierung bringe viele Kostenvorteile und Produktivitätsgewinne, weil nicht jeder eigene Werkzeuge entwickeln müsse, die seine proprietären Lösungen unterstützten. Gerade bei Standards spiele Protektionismus eine große Rolle, sagte Kopetz.

Im Hinblick auf zuletzt aufgetauchte Abschottungstendenzen in den USA sei es wichtig, gerade jetzt Zeichen zu setzen, "dass wir in der Automatisierung gemeinsam an Lösungen arbeiten, Europäer mit Amerikanern und Japanern", sagte Kopetz. "Ich glaube, dass diese Achse trägt."

Die TTTech AG, die mit ihren Lösungen im Bereich Automotive, industrielle Fertigung, Luft- und Raumfahrt sowie Spezialmaschinen zuletzt auf eine Betriebsleistung von 73,5 Millionen Euro gekommen ist, peilt heuer gut 100 Millionen Euro an. Das Unternehmen hat in Summe über 1000 Mitarbeiter unter Vertrag, 450 davon in Wien. Audi, General Electric und Infineon halten zusammen 37 Prozent der Anteile. (Günther Strobl, 25.4.2017)