Tiroler Team, spanisches Bike, britische und österreichische Fahrer – MS Mondraker war 2016 die schnellste Truppe im Downhill-Weltcup.

Foto: MS Mondraker / Hughes

Danny Hart ist regierender Weltmeister und hat die letzten vier Rennen in Serie gewonnen. Er ist der Topfavorit für die Saison 2017.

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Markus Pekoll ist Österreichs erfahrenster Weltcup-Downhiller und wichtige Stütze im Team.

Foto: MS Mondraker / Hughes

Youngster Laurie Greenland ist regierender Vizeweltmeister und gilt als große Zukunftshoffnung.

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Innsbruck – Das Warten hat ein Ende. Am kommenden Sonntag um 13 Uhr werden Rob Warner und Claudio Caluori endlich wieder auf ihre unvergleichliche Art den Livestream des UCI-Downhill-Weltcups moderieren. Zum Auftakt der diesjährigen Rennsaison geht es für Aaron Gwin und Konsorten wieder über die technisch herausfordernde Strecke im französischen Lourdes. Die Saison verspricht eine der spannendsten aller Zeiten zu werden. Neue Teams und jede Menge Rochaden im Fahrerlager haben die Kräfteverhältnisse verändert. Und eines ist schon jetzt klar: Der Weg zum Sieg führt zwangsläufig über das einzige österreichische Team, MS Mondraker.

MondrakerBikes

Vor knapp 14 Jahren gründeten die Tiroler Markus Stöckl und Lukas Haider das Team MS Racing. Stöckl, der selbst Extrembiker ist und mit fast 170 Kilometer pro Stunde den Geschwindigkeitsweltrekord mit einem Serien-Mountainbike auf Schotter hält, ist bis heute Teambesitzer. Haider, ebenso rennerfahrener Biker, fungiert als Manager. MS Racing kooperiert mit dem spanischen Bike-Hersteller Mondraker, der 50-Prozent-Partner ist. Daher rührt auch der Teamname MS Mondraker. "Wir sind aber bis heute das größte privat finanzierte Rennteam im Weltcup-Zirkus. Fast alle anderen sind reine Werksteams der großen Hersteller", erklärt Haider.

Über die Jahre waren einige der größten Fahrer der Szene im Tiroler Rennstall unter Vertrag. So fuhren der junge Steve Smith und Whistler-Urgestein Chris Kovarik ebenso für MS Racing wie der legendäre Finne Matti Lehikoinen. Der Neuseeländer Brook Macdonald holte seinen bislang einzigen Weltcupsieg im Dienste der Tiroler.

Danny Hart ging der Knopf auf

Nach Jahren, die geprägt waren von soliden Ergebnissen und vereinzelten Höhepunkten, startete MS Mondraker in der Vorjahressaison richtig durch. Die Wahl von Danny Hart, der 2015 als Topfahrer verpflichtet wurde, erwies sich für Stöckl und Haider als Goldgriff. Der Brite galt spätestens seit seinem Weltmeistertitel 2011 als ewiges Talent, das jedoch die Leistung in Form von Podestplätzen im Weltcup schuldig blieb. Im Tiroler Team scheint sich Hart jedoch pudelwohl zu fühlen, und so kam es 2016 zu einer Leistungsexplosion, die ihresgleichen sucht. Nach einem guten Start dominierte der Brite die zweite Saisonhälfte nach Belieben und gewann die letzten vier Rennen, darunter die Weltmeisterschaft im Val di Sole. Am Ende entschied MS Mondraker die Teamwertung für sich. Hart belegte im Gesamtweltcup Platz zwei und krönte sich zum Weltmeister.

"How does Danny Hart sit down with balls that big?" Der legendäre WM-Lauf von 2011, der vielleicht beste Downhill-Ritt aller Zeiten. Wer dabei keine Gänsehaut bekommt, sollte sein Bike verkaufen und lieber Fußball spielen.
Leandro M. ReEvolutionTV

Mit dem jungen Briten Laurie Greenland und dem österreichischen Downhiller Markus Pekoll, der bereits vom STANDARD porträtiert wurde, hat MS Mondraker zwei weitere Topfahrer am Start. Greenland sicherte sich zuletzt hinter Hart den Titel des Vizeweltmeisters und Platz zwölf im Gesamtweltcup. Routinier Pekoll kam 2016 trotz Verletzungspechs noch auf den passablen 28. Rang im Gesamtklassement. "Mit dem Sieg als bestes Team haben wir nicht gerechnet. Am Ende war es nur ein einziger Punkt, der entschieden hat", zieht Teammanager Haider zufrieden Bilanz nach dieser Fabelsaison.

Drei Fahrer mit Podiumschancen

Mittlerweile sind Hart, Greenland und Pekoll bereits in Lourdes und bereiten sich auf das erste Rennen vor. "Unser Ziel ist es, an die Leistungen vom Vorjahr anzuknüpfen", sagt Haider. Man will den Gesamtweltcup nach Tirol holen. Hart zähle natürlich zu den absoluten Favoriten. Von Greenland erwarte man sich im Team einiges, nachdem er im Vorjahr groß aufgezeigt hat. Und Pekoll hat erst am vergangenen Wochenende seine Klasse wieder aufblitzen lassen, als er im kroatischen Lošinj das Rennen auf der neuen Weltcupstrecke von 2018 gewann. Einziger Wermutstropfen: Es wird auch heuer keine Frau im A-Team von MS Mondraker geben. Nach dem Abgang der Französin Emmeline Ragot vor zwei Jahren blieb dieser Posten vakant.

Das MS-Mondraker-Team stellt sich selbst und sein Arbeitsgerät vor.
SilverfishUKTV

Trotz vielversprechender Leistungen in der Vorbereitung ist die Konkurrenz groß, wie Teammanager Haider weiß: "Loïc Bruni ist wieder fit, und Canyon hat mit Troy Brosnan ein heißes Eisen im Feuer." Auch Gesamtweltcupsieger Aaron Gwin wird auf seinem YT wieder um den Titel mitfahren. Die beiden deutschen Direktversender Canyon und YT mischen die Szene mit ihren Starteams ordentlich auf. Mit Cube und Radon betreiben zwei weitere namhafte deutsche Hersteller nun ihre eigenen Teams. Vor allem Cubes Greg Williamson ließ im Vorjahr bereits mit guten Platzierungen aufhorchen. Trotz des Rückzugs von Josh "Ratboy" Bryceland sowie der Pensionierung von Downhill-Legende Steve Peat wird selbstredend mit dem Syndicate von Santa Cruz zu rechnen sein. Denn Gentleman-Downhiller Greg Minaar ist immer für einen Weltcupsieg gut, und ihm stehen mit Luca Shaw sowie Youngster Loris Vergiers zwei echte Kaliber als neue Teamkollegen zur Seite. Bleibt abzuwarten, ob Gee Atherton zu seiner alten Form zurückfindet. Seine Schwester Rachel ist nach der perfekten Saison 2016 – sie gewann alle Rennen inklusive der Weltmeisterschaft – natürlich wieder Topfavoritin bei den Damen.

Schwierige Suche nach Sponsoren

Die Liveübertragung der Weltcup-Rennen im Internet über Red Bull TV ist für das Downhill-Mountainbiking ein Glücksfall. Nach dem Rückzug des Hauptsponsors Grundig, dank dem die Rennen im TV übertragen wurden, drohte der Sport nach der Jahrtausendwende in der Versenkung zu verschwinden. Von der schwierigen Suche nach Sponsoren weiß auch Teammanager Haider zu erzählen: "Es wäre so wichtig für uns, branchenexterne Geldgeber zu finden. Doch der Sport ist fast ausschließlich industriefinanziert, alle buhlen um dieselben Sponsoren. Und da sind wir als Österreicher ein zu kleiner Markt." Die großen Firmen setzen lieber auf Teams aus den großen Absatzmärkten wie Großbritannien. Dabei wäre die Aufmerksamkeit gegeben, der Livestream erreicht regelmäßig ein Millionenpublikum.

Zur Einstimmung die Course Preview von Claudio Caluori in Lourdes 2016. Der Schweizer ist Teamchef bei Scott und hat mit seinen Kamerafahrten Kultstatus erlangt.
Red Bull

Das wird auch am Sonntag wieder der Fall sein. Wer freut sich nicht schon auf die Kamerafahrt von Caluori und die Sprüche von Warner? In diesem Sinne: Am Samstag biken gehen und für Sonntag das Bier kalt stellen. Wer Lust hat, kann hier im Forum das Lourdes-Podium voraussagen. Zu gewinnen gibt es Ruhm und Ehre. Aber Achtung: Ab Sonntagmittag gilt absolutes Spoiler-Verbot! Bitte keinerlei Ergebnisse oder Renn-Anekdoten posten. (Steffen Arora, 25.4.2017)