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Alice Weidel (38), lesbisch, führt die AfD in die Bundestagswahl.

Foto: Michael Kappeler/dpa

Gar kein Spitzenteam für die Bundestagswahl? Eines aus ganz vielen Leuten? Ein Quartett? Es waren nicht wenige Ideen, die beim Parteitag der Alternative für Deutschland (AfD) diskutiert wurden. Zum Schluss entschieden sich die Delegierten dann für die Variante "Nimm zwei".

AfD-Vize Alexander Gauland, der mächtige Strippenzieher aus Brandenburg, war quasi gesetzt. Auch die Frau, die nun an seiner Seite steht, ist keine Unbekannte: Alice Weidel (38) aus Baden-Württemberg. Weil Parteichefin Frauke Petry nicht das Zugpferd im Wahlkampf geben will, soll Weidel nun weibliche und, im Vergleich zur Björn-Höcke-Fraktion, gemäßigte Wähler ansprechen.

Jung, weiblich, erfolgreich, das sind Attribute, die man in der AfD-Spitze nicht so häufig findet. Weidel ist noch in einem Punkt untypisch: Die Mutter zweier kleiner Buben lebt mit einer Frau zusammen, was grundsätzlich keiner Erwähnung wert wäre. Dass sie es in einer Partei, die stark auf die klassische Familie setzt, so weit nach oben schafft, ist aber ungewöhnlich.

Unternehmensberaterin am Bodensee

Weidel stammt ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen. Sie studierte Wirtschaft in Bayreuth, arbeitete danach bei Goldman Sachs, bei Allianz Global Investors und war in China sechs Jahre für die Bank of China tätig. Jetzt lebt sie als selbstständige Unternehmensberaterin am Bodensee.

Als sie im Vorjahr für Petry einsprang und in der ARD-Talkshow Maischberger erstmals vor breitem TV-Publikum sprach, verortete sie Stern-Kolumnist Hans-Ulrich Jörges eher bei der FDP. Mit der hatte Weidel auch mal sympathisiert, sich dann aber frustriert abgewandt, als es nach dem Regierungseintritt 2005 nichts mit der Steuerreform wurde.

2013, als noch Bernd Lucke die AfD führte und sich diese hauptsächlich mit Europolitik beschäftigte, sah Weidel auf der Liste der Unterstützer ihren Doktorvater. Sie trat bei, engagierte sich in Baden-Württemberg, schaffte aber 2016 den Einzug in den Landtag nicht.

Seit 2015 ist sie im Bundesvorstand und gilt dort neben Petry als eine der schärfsten Gegnerinnen des Rechtsaußen Höcke. Mit "diesem völkischen Gerede" könne sie nichts anfangen, sagt Weidel. In der Asylpolitik gibt es jedoch keine soften Töne. Sie ist genauso für die Schließung der Grenzen. Und als in Freiburg ein Flüchtling unter Verdacht kam, eine Studentin ermordet zu haben, erklärte sie, Kanzlerin Angela Merkel trage indirekt die Verantwortung. (Birgit Baumann, 24.4.2017)