Tel Aviv – Die antisemitische Gewalt ist weltweit im vergangenen Jahr zurückgegangen – das ist die positive Nachricht, die aus dem Jahresbericht des Kantor Center in Tel Aviv herauszulesen ist. Trotzdem gibt es Anlass zur Sorge: Denn der Rückgang an Gewalttaten geht mit einem "teils dramatischen" Anstieg an Hassbotschaften und antisemitischer Hetze im Internet einher, wie es in dem Papier heißt, das zum israelischen Holocaust-Gedenktag am Montag veröffentlicht wird.
Ein differenziertes Bild gibt es auch bei den einzelnen Länderberichten: In Frankreich und Belgien gab es teils deutliche Rückgänge, auch bei der Gesamtzahl aller Delikte. Je etwa 60 Prozent weniger Vorfälle wurden in beiden Staaten im Vergleich zu 2015 gemeldet. Die Autoren vermuten in beiden Fällen, der Rückgang sei ein Nebeneffekt der in diesen Ländern deutlich gestiegenen Sicherheitsvorkehrungen wegen der anhaltenden Terrorgefahr.
Zahl in Österreich gestiegen
Anstiege bei nicht-gewalttätigem Antisemitismus gab es in angelsächsichen Ländern: In Großbritannien stieg die Fallzahl um elf Prozent, in den USA gab es nach der Wahl Donald Trumps deutlich mehr Meldungen als zuvor – an den Unis um 45 Prozent.
Für Österreich notiert der Bericht unter Berufung auf NGO-Zahlen ebenfalls einen Anstieg des Antisemitismus. Der Donnerstag veröffentlichte Bericht des Forum gegen Antisemitimus nennt bei 68 Prozent der 477 Fälle einen rechtsradikalen Hintergrund, bei 22 Prozent einen islamistischen. Der Rest gehe auf das Konto linker Gruppen. (red, 23.4.2017)