Der Leipziger Clemens Meyer ist einer der vorlesenden Autoren beim Wortfestival in Bad Aussee. Mit etwas Glück trifft man ihn sogar in der Sauna.

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Bad Aussee – Sechs Autoren gastieren an den kommenden drei Tagen im steirischen Salzkammergut beim Wortfestival. Den Anfang macht am Freitag Jan Wagner. Bislang trat der Berliner vor allem als Lyriker in Erscheinung, zuletzt hat er im Sammelband Der verschlossene Raum (Hanser, 2017) aber "beiläufige Prosa" veröffentlicht. Darin schreibt er übers Dichten und das Gedicht, über Bibliotheken und Buchhandlungen.

Am Samstag reflektiert der Steirer Walter Grond über die Problematik des Erzählens zu Zeiten virtueller Räume und vernetzter Kulturen. Der Steirer war in den 1970ern und 1980ern Mitglied der Grazer Autorenversammlung und der Grazer Gruppe, als Leiter des Literaturreferats im Forum Stadtpark versuchte er Anfang der 1990er-Jahre eine Definition "essayistischer Literatur" zu leisten. Zuletzt hat Grond im Roman Drei Lieben (Haymon, 2017) eine Zeitreise von der mondänen orientalischen Metropole Baku über das Paris der 1920er bis ins Wien der Gegenwart gemacht.

Elend der Existenz

Mit einem Seebärenthema beschäftigt sich Franzobel im Roman Das Floß der Medusa (Zsolnay, 2017): Im Sommer 1816 wird vor der Westküste Afrikas ein Floß entdeckt, auf dem sich nackte Gestalten befinden – es sind die letzten 15 von 147 Menschen, die nach dem Untergang der Fregatte Medusa auf offener See überlebt haben. Eine Erzählung vom Elend der menschlichen Existenz.

Das thematisiert auch der Leipziger Clemens Meyer: etwa wenn er über Sexarbeiterinnen, Zuhälter, Freier, Kleinganoven, Skinheads, Hooligans oder Wendeverlierer aus der Ex-DDR schreibt. Zuletzt hat er im Erzählband Die stillen Trabanten (S. Fischer, 2017) düstere Geschichten von Nachtarbeitern (Wachmann, Lokführer, Standlbesitzer) verfasst. Alissa Walser und Annette Mingels vervollständigen das Wortfestival-Programm. (Gerhard Dorfi, 20.4.2017)