Diese nahezu komplette Flöte aus einem Gänsegeierknochen wurde bereits 2008 in der Hohle Fels-Höhle gefunden und ist im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren ausgestellt.

Foto: H. Jensen / Universität Tübingen

Tübingen – Schon 40.000 Jahre vor der heutigen Blockflöte wurde im Gebiet des heutigen Deutschland entsprechende Musik gemacht. In Höhlen der Schwäbischen Alb im Süden des Landes wurden Bruchstücke der ältesten Musikinstrumente weltweit gefunden: Fragmente von Flöten, die Menschen der Eiszeit aus den Knochen von Schwänen und Gänsegeiern oder auch aus Mammutelfenbein schnitzten.

Foto: V. Marquardt / Universität Tübingen

Nicholas Conard vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment hat nun ein weiteres Fragment der Öffentlichkeit präsentiert. Wie die Universität Tübingen berichtet, ist das Fundstück aus der Vogelherdhöhle 4,2 Zentimeter lang und hat einen Durchmesser von neun Millimetern. Zwei Ansätze von Grifflöchern sowie die charakteristische Überarbeitung der Oberfläche zeigen, dass es sich um eine Flöte handelt. Als Material fungierte der Knochen eines Gänsegeiers.

Fundstätte von höchster Bedeutung

Die Vogelherdhöhle nahe Niederstotzingen in Baden-Württemberg ist eine der bedeutendsten archäologischen Fundstellen Deutschlands. Hier wurden schon 1931 die ersten figürlichen Kunstwerke ausgegraben. Neugrabungen der Universität Tübingen zwischen 2005 und 2012 lieferten zahlreiche weitere Funde – darunter auch Flötenfragmente und eine etwa 35.000 Jahre alte Mammutminiatur. Die Auswertung der Funde dauert bis heute an.

Die Flöte wurde im Jahr 2015 bei Sortierarbeiten der ausgeschlämmten Sedimente entdeckt. Diese Sedimente waren zuvor in tausende Plastiksäcke verpackt, wurden dann nach und nach geschlämmt und die darin befindlichen Artefakte nach Fundkategorien aussortiert.

Die Flöte wird zusammen mit anderen eiszeitlichen Fundstücken aus den Höhlen in der Jubiläumsausstellung "Ursprünge" im Museum der Uni Tübingen zu sehen sein. Hier kann man sich außerdem anhören, wie eine solche Flöte geklungen hätte. (red, 21. 4. 2017)