So ein Rücktritt geht auch eleganter. Viele Monate zog sich die Plagiatsaffäre um die Dissertation des steirischen ÖVP-Landesrats Christian Buchmann hin wie Baumharz. Buchmann soll die Arbeit vor 17 Jahren zu weiten Teilen abgeschrieben haben, ohne ausreichend zu zitieren. "Schlamperei" nennt das die ÖVP, was andere als Betrug werten. Selbst nach der Aberkennung seines Doktortitels vor Ostern wollte Buchmann nicht seinen Hut als Landesrat nehmen.

Dass sich dabei seine Partei hinter ihn stellte, mag der Loyalität gegenüber einem langjährigen Kollegen geschuldet sein. Wirklich empörend war aber die Art und Weise, wie die Parteispitzen das taten: Sie schwärzten sogar die Aufdecker von Plagiaten ganz allgemein an. Unvergessen wird die Aussendung des Grazer Bürgermeisters Siegfried Nagl bleiben, in der er von "Heckenschützen" und "Kopfgeldjägern" schrieb. Und das von Vertretern jener Partei, die sonst so gerne propagiert, Leistung müsse sich endlich wieder lohnen.

Grundhaltung mit System

Doch dahinter verbirgt sich nicht weniger als eine Grundhaltung, die in Österreich System hat und das eigentliche Problem ist. Dass die sogenannte Rücktrittskultur hier keine ist, hat auch damit zu tun. "Schwindeln" (um das nettere Wort für Betrug zu verwenden) sei nämlich gar nicht so schlimm, befanden einige Kollegen von Buchmann – auch aus der SPÖ. Denn das mache doch eh jeder irgendwann.

Nein, das macht nicht jeder. Es ist zum Beispiel auffällig, dass schon das Schummeln in der Schule im angloamerikanischen Raum etwa als viel schwereres Vergehen geahndet wird als in heimischen Schulen. Während sich anderswo Schüler oder Studenten auch voreinander schämen, wenn sie beim Abschreiben oder ähnlichen Tricks erwischt werden, gehört es in Österreich mehr oder weniger zum guten Ton. Wer das anspricht, wird verständnislos angesehen.

Wehleidigkeit

Dieser Logik folgend reagierte Buchmann in seiner Aussendung am Dienstag nun auch wehleidig: "Ich musste in den letzten Tagen zur Kenntnis nehmen, dass ein Fehler vor 17 Jahren schwerer wiegt als Leistungen in der Gegenwart und Ideen für die Zukunft", hieß es da.

Seine Verdienste als Politiker in Ehren – Buchmann hat sich als Kulturlandesrat für die freie Kunstszene, die vor allem für Graz prägend ist, starkgemacht und als Wirtschaftslandesrat als Erster das Fördersystem in seinem Ressort weitgehend transparent gemacht und sich leidenschaftlich für den Wirtschaftsstandort eingesetzt –, aber hier geht es um mehr als um seine Arbeit. Ein Politiker muss auch ein moralisches Vorbild sein. Nicht päpstlicher als der Papst, aber zumindest jene Standards einhaltend, die man von jedem Studierenden an einer österreichischen Hochschule verlangt.

Es wäre zu wünschen, dass Politiker künftig beim Bekanntwerden solcher Vergehen schneller zurücktreten. Noch wünschenswerter wäre es aber, wenn sie es gar nicht so weit kommen ließen. Denn ein ehrlicher Magister macht einen genauso guten Landesrat wie ein falscher Doktor. Vielleicht sogar einen besseren. (Colette M. Schmidt, 18.4.2017)