Wenn die Hüfte jeden Schritt zur Qual macht, hilft oftmals nur noch ein neues Hüftgelenk. Doch wer eine neue Hüftprothese bekommen hat, braucht Wochen und Monate, um Kraft und Beweglichkeit wieder aufzubauen. Am Grazer LKH-Uni-Klinium werden ein minimal invasives Verfahren und sogenannte Kurzschaft-Prothesen eingesetzt, die Patienten schneller wieder auf die Beine kommen lassen.

Vor 15 Monaten hat Ewald Jarz an der Grazer Uni-Klinik für Orthopädie und Traumatologie ein neues Hüftgelenk bekommen. Wenige Wochen später saß er wieder auf dem Fahrradsattel und hat seither auf seinem Rennrad wieder mehr als 14.000 Kilometer zurückgelegt, wie der 60-jährige Steirer in einem Pressegespräch in Graz schildert. "Seit der Operation habe ich keine Schmerzen mehr", so Jarz.

Alternative zu Standardimplantaten

Bereits vor mehr als zehn Jahren sind alternativ zu den langzeitbewährten Standardimplantaten die Kurzschaft-Hüftendoprothesen entwickelt worden, für deren Fixierung weit weniger Knochensubstanz weichen muss als bei den bisherigen Langschäften, wie Werner Maurer-Ertl, Leiter der Sektion Hüfte der Uniklinik für Orthopädie erzählt. Er ist einer der österreichweit wenigen Orthopäden, der den rund um die Hälfte kleineren, bananenförmigen Kurzschaft einsetzt.

"Durch die Kombination dieses Implantattyps mit der gewebeschonenden minimal-invasiven Operationstechnik können wir sehr gute Ergebnisse für die Patienten erreichen, die im Rahmen einer Studie wissenschaftlich aufgearbeitet und publiziert wurden", sagt der Oberarzt. Rund 120 Patienten wurden seit Ende 2015 alleine in Graz, etwa 300 Patienten österreichweit, auf diese Weise versorgt.

Schonende Operationstechnik

"Um das künstliche Gelenk mit dem Kurzschaft zu implantieren, braucht man weit weniger Knochensubstanz zu entfernen als bisher", erläutert Maurer-Ertl den aus seiner Sicht größten Nutzen solcher Systeme. Vorteilhaft sei das vor allem bei jüngeren Patienten und Sportlern, die möglichst schnell wieder sportlich aktiv und in der Bewegung belastbar sein wollen.

Ältere Patienten seien hingegen oftmals von Osteoporose betroffen, welche die Ausgangssituation für diese Art von Hüftprothese jedoch verschlechtert. Durch die minimal-invasive Operationstechnik werde der Patient zusätzlich geschont: Der Chirurg manövriert seine Instrumente geschickt zwischen Sehnen und Muskeln hindurch, ohne sie zu verletzen, so dass es schneller zu einer Remobilisation und Rehabilitation kommen könne. Der Eingriff selbst dauere rund 30 Minuten. (apa, 12.4.2017)