Der 9. April 2017. Man muss das Datum zweimal lesen, um den Vorfall in der Stadthauptpfarrkirche St. Egid in Klagenfurt im wahrsten Sinne "glauben zu können". Ein Kärntner Künstler, Hans Gerhard Kalian, hatte ein Banner gestaltet, auf dem eine gekreuzigte Frau mit blutbeflecktem, weißem Kleid zu sehen ist. Dieses Transparent stellte er, ohne zu fragen, in der Kirche am 9. April, am Palmsonntag, aus – jenem Tag, an dem die Lesung der Leiden Christi gewidmet ist. "Immer steht Christus mit dem Leidensweg im Vordergrund, da wollte ich darauf hinweisen, dass die Frauen seit Jahrtausenden dieses Leid mittragen", rechtfertigte der Grafiker seine Aktion.

Aber als sei es nicht 2017, sondern irgendwann in finsteren Zeiten, rissen die Kirchenoberen das Frauenplakat herunter – "mit Hass", wie Kalian sagt.

"Es ist halt so, dass nach wie vor eine Männerriege in der Kirche herrscht. Die Frauen dürfen die Kirche putzen und die Blumen gießen", provozierte der Künstler. In ihrer Reaktion hat die Kirche in Kärnten aber nichts unternommen, um diese "Provokation" zu neutralisieren. Im Gegenteil, man eskalierte die Sache. Gegen Kalian wird jetzt wegen "Herabwürdigung religiöser Lehren" ermittelt.

Weil er auf die Leiden der Frauen aufmerksam machen wollte, würdigt der Künstler Kalian also die christliche Lehre herab? Eine fürchterliche Osterbotschaft, die da aus der Kärntner Kirche verkündet wird. (Walter Müller, 10.4.2017)