Leonding/Graz – Die oberösterreichische Polizei hat eine Home-Invasion geklärt, bei der eine 78-Jährige und ein bei ihr wohnender Asylwerber gefesselt und ausgeraubt wurden. Fünf Männer sind in Haft, einer noch auf der Flucht. Der Drahtzieher hat für die Pensionistin immer wieder Gartenarbeiten erledigt, berichteten Landeskriminalamts-Chef Gottfried Mitterlehner und Staatsanwalt Philip Christl in einer Pressekonferenz am Montag.

In der Nacht auf den 14. August des Vorjahres waren drei Maskierte über den Balkon in die Wohnung der Frau im zweiten Stock eines Mehrparteienhauses in Leonding (Bezirk Linz-Land) eingedrungen, wo die Pensionistin schlief. Die mit Messern und Schraubenziehern bewaffneten Täter schlugen und fesselten sie. Die Frau erlitt dabei Hämatome am Kopf. Zudem wurde ein Strick so um ihren Hals gelegt, dass sie sich beim Aufstehen möglicherweise stranguliert hätte, hieß es in der Pressekonferenz.

Beute: 3.200 Euro, Ringe und Handy

Während die Täter die Wohnung nach Wertsachen durchsuchten, stießen sie auf einen schlafenden 38-jährigen Mongolen, der bei der Frau Quartier hatte. Ihn fesselten sie ebenfalls. Dann flüchteten sie mit 3.200 Euro, zwei Ringen und einem Mobiltelefon. Der Asylwerber konnte sich und die Pensionistin befreien.

In kriminalistischer Kleinarbeit kamen die Ermittler schließlich auf einen 48-jährigen Mazedonier, der in der Steiermark lebte und gelegentlich im Schrebergarten der Pensionistin gegen Bezahlung geholfen hatte. Der finanziell klamme Gelegenheitsarbeiter dürfte der Ansicht gewesen sein, dass sie um die 300.000 Euro in bar im Haus habe, was jedoch völlig überzogen war. In Erwartung fetter Beute kontaktierte er einen rumänischen Freund in der Steiermark und heckte mit ihm den Coup aus. Der Rumäne zog wiederum vier Landsleute bei, die aus der Stadt Caracal anreisten und die Tat ausführten. Drei von ihnen drangen in die Wohnung ein und ein vierter stand Schmiere.

Fünf Männer in U-Haft

Mittlerweile wurden fünf Männer gefasst. Sie sind alle in U-Haft, geständig und bereits angeklagt. Nach einem sechsten wird mittels EU-Haftbefehl gesucht. Die Drahtzieher sind bisher strafrechtlich nicht aufgefallen, die Ausführenden wegen Vermögensdelikten im Ausland vorbestraft. Allen drohen ein bis 15 Jahre Haft wegen schweren Raubes und Freiheitsentziehung – den Begriff Home-Invasion kennt das Strafrecht nicht. Die Staatsanwaltschaft Linz hatte wegen der riskanten Fesselung der Frau sogar eine Anklage wegen Mordversuchs erwogen, die Beweise hätten aber nicht ausgereicht, so Christl. (APA, 10.4.2017)