Der Grazer FP-Chef Mario Eustacchio ist neuer Vizebürgermeister.

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Auf leisen Sohlen kam er in die Politik. Wobei: Im Vergleich zu Vorgängerin Susanne Winter, die Mohammed als "Kinderschänder" bezeichnete und wegen Verhetzung verurteilt wurde, war es für Mario Eustacchio nicht schwer, leise zu wirken.

Der ehemalige Bankprokurist, der verheiratet ist und zwei erwachsene Kinder hat, ist Spross einer in der Habsburgerzeit aus Italien eingewanderten Familie, die Ziegelwerke in Graz gründete. Das Areal der ehemaligen Werke nennt man immer noch Eustacchio-Gründe.

2012 trat Eustacchio erstmals bei einer Grazer Wahl an und bekam das ungeliebte Verkehrsressort in der Feinstaubstadt zugeschanzt. Da war er dem ÖVP-Stadtchef Siegfried Nagl noch nicht grün.

Eustacchio ist weder als einpeitschender Rhetoriker bekannt noch als fleißigster aller Stadträte, wie in ÖVP-Kreisen früher gerne gelästert wurde. Beides war auch nicht nötig, um am Mittwochabend als Anführer der drittstärksten Fraktion zum Vizebürgermeister gewählt zu werden. Das und das von der KPÖ über 19 Jahre mit Erfolg auf Vordermann gebrachte Wohnungsressort waren die Morgengaben der ÖVP, die sich mit der KPÖ wegen des Murkraftwerks zerkracht hatte. Wer Eustacchio für einen gemäßigten FPÖ-Mann hält, schätzt ihn falsch ein. Der 1964 geborene Grazer, der 2000 an einer Fachhochschule für Berufstätige den Magister in Marketing-Management machte, ist eingefleischter Burschenschafter bei der akademischen Burschenschaft Stiria. Er begann seine politische Laufbahn beim RFS.

Seine Liste für die Wahl 2017 fiel durch Kandidaten mit Rechtsdrall auf: Da kehrte etwa Michael Winter, der Muslimen eine Neigung zur Sodomie unterstellte und wie Mutter Susanne verurteilt wurde, auf die offene Parteibühne zurück, ebenso wie ein anderer junger Mann mit ehemaligen Kontakten in die Neonaziszene.

Bei einem Prozess um NS-Wiederbetätigung und Körperverletzung nannte Eustacchio einen der Verurteilten 2012 einen "anständigen Burschen" und wies auf eigene Jugendsünden und "Raufereien" hin, was ihm die ÖVP damals öffentlich vorwarf. Eustacchio konterte, dass jeder eine zweite Chance verdiene. Nun hat er die Chance, als Zweiter hinter Nagl zu regieren. 2013 wählte er noch die Kommunistin Elke Kahr, die auch 2017 Zweite wurde, zur Vizestadtchefin. Damals meinte Eustacchio: "Die zweitstärkste Fraktion soll den Vizebürgermeister stellen, egal wer das auch ist." (Colette M. Schmidt, 5.4.2016)