Wien – Der Begriff Fake-News hat in den vergangenen Monaten eine steile Medienkarriere hingelegt, Auslöser dafür waren die US-Wahl und auch Donald Trumps Aussagen über Medien. Der Begriff und Synonyme dafür sind zwischen September und November 2016 in der heimischen Medienlandschaft etwa rund zehnmal pro Woche vorgekommen, zwischen November 2016 und Jänner 2017 dann schon hundertmal pro Woche, rechnet Klemens Ganner, Geschäftsführer der APA-Tochter APA-Defacto, bei einer Diskussion zum Thema Fake-News und Recherche vor.

Angst als Basis

"Fake-News wird als Begriff für alles Mögliche genutzt. Nennen wir es doch Falschmeldung, Zeitungsente, Lüge. Oder handwerklicher Fehler, für den man sich entschuldigen kann", fordert André Wolf von Mimikama. Der Verein beschäftigt sich seit 2011 mit Internetmissbrauch und Hoaxmeldungen. Rund 100 bis 150 Meldungen verzeichnet der Verein täglich. Warum funktionieren Falschmeldungen? "Die Basis dafür ist Angst", sagt Wolf, "Angst, weil wir etwas nicht kennen und befürchten, dass es wahr sein könnte." Ein Beispiel dafür sei die Falschmeldung zu einer angeblichen "Organmafia", die Jagd auf Kinder und Jugendliche mache. Die Geschichte kursierte 2014 und war mit einem Bild aus einer Tatort-Folge illustriert, wie Mimikama damals aufdeckte. Für Wolf sind Fake-News pseudoredaktionelle Inhalte mit einem kommerziellen Antrieb dahinter, Werbung bringt dem Urheber Geld.

Richtigkeit vor Schnelligkeit

Im deutschsprachigen Raum seien vor allem "Hybridmeldungen" ein Problem. Also echte Bilder, echte Videos, versehen mit falschem Text oder umgekehrt. Fotoexpertin Petra Bernhardt wünscht sich mehr Verständnis dafür, was ein Bild gemeinsam mit einem Text auslösen kann. Beim hetzerischen US-Portal Breitbart etwa seien die meistgeteilten Inhalte Bild/Text-Kombinationen.

"Recherchieren, nachfragen war schon immer unser Job, sagt ORF-1-Infochefin Lisa Totzauer. "Was wir lernen müssen, ist mit der Geschwindigkeit umzugehen. Und transparent und offen zu sagen, dass wir manche Sachen noch nicht gesichert wissen." Für "Richtigkeit vor Schnelligkeit" plädiert Katharina Schell, Medienredakteurin der APA sowie Mitglied der Chefredaktion und des APA-medialab. Redaktionen und Journalisten empfiehlt sie: "Nicht auf den ersten Blick berichten, sondern sich einen zweiten Blick leisten." Und sich natürlich die Quelle genau anschauen. (ae, 5.4.2017)