Christian Buchmann will trotz Aberkennung seines Doktortitels Landesrat bleiben.

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Graz – Die Gutachten waren eindeutig, die Sachlage schon nach Vorliegen der ersten Expertise klar: Die Dissertation des steirischen Wirtschaftslandesrates Christian Buchmann (ÖVP) war aufgrund erheblicher Unzulänglichkeiten wissenschaftlich nicht tolerabel. Am Mittwoch machte es die Universität Graz offiziell: Sie wird den Promotionsbescheid aufheben, es lägen bei Buchmanns Dissertation über Einkaufszentren "gravierende Verstöße gegen die gute wissenschaftliche Praxis" vor.

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Landesrat Buchmann und auch die rasch zu Hilfe geeilten Parteikollegen – Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Wissenschaftslandesrat Christopher Drexler, Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk und der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl – sahen in der Aberkennung des Doktortitels keinen Anlass für eine politische Konsequenz. "Soll ich wegen einer Schlamperei vor 17 Jahren den Beruf aufgeben?", fragte Buchmann. Er sehe aber ein, dass er "einen handwerklichen Fehler" begangen habe.

"Kopfgeldjäger"

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer stärkte Buchmann den Rücken. Dieser werde weiter "eine tragende Säule unserer Arbeit für die Steiermark bleiben". Besonders ins Zeug legte sich Siegfried Nagl, dessen Magisterarbeit – so kursierte auf Twitter zumindest eine entsprechende Uni-Anfrage – auf Dauer ausgeliehen und, so wird spekuliert, womöglich ebenso geprüft wird.

Nagl sprach von "Kopfgeldjägern", die es auf Buchmann abgesehen hätten. "Christian Buchmann hat Fehler in einer Grauzone unseres Bildungssystems gemacht, wie wahrscheinlich Tausende andere auch", sagte Nagl. Es seien "anonyme politische Heckenschützen" am Werk. Konkret wird Buchmann von den Uni-Gutachtern vorgeworfen, er habe in seiner Diss ein "vollständiges und umfängliches Zitieren" unterlassen. Erstgutachter Stefan Weber sprach von 30 Prozent der Dissertation, die Buchmann ohne Quellenangaben abgekupfert habe – auch aus der Wirtschaftsbund-Zeitung. (Walter Müller, 5.4.2017)