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April 2005: Capitals-Kapitän Dieter Kalt freut sich über den Meistertitel, der väterliche Verbandspräsident Dieter Kalt sen. gratuliert.

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April 2017: KAC-Sportdirektor Dieter Kalt freut sich aufs dritte Finalspiel.

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Klagenfurt/Wien – "Das Finale ist eine Wiedererzählung unserer Saison." Zumindest der Beginn des letzten Kapitels bestätigt Dieter Kalt, den KAC-Sportdirektor. Der Eishockey-Rekordmeister hat Anlaufprobleme, liegt gegen die Vienna Capitals zurück (0:2) – das spiegelt tatsächlich das Spieljahr wider, in dem die Klagenfurter gebraucht haben, um auf Touren zu kommen. Ob es ihnen auch in der Endspielserie gelingen kann, die Kurve zu kratzen, entscheidet sich wohl schon am Dienstag (20.15, Servus TV, Sky und im Liveticker).

Mit einem Auswärtssieg könnte sich der KAC zurück ins Spiel bringen, ansonsten würde es in der Serie (best of 7) schon sehr düster aussehen. Das Spiel am Sonntag, in dem die Kärntner daheim ein 4:1 aus der Hand gaben und in der Verlängerung verloren, will Kalt schnell abgehakt wissen. "So etwas passiert im Eishockey", sagt er dem STANDARD. "Das war ärgerlich, aber es geht weiter. In den größten Siegen ist nichts so toll und in den schlimmsten Niederlagen ist nichts so schlimm, wie es den Anschein hat." Der ehemalige Stürmer weiß, wovon er redet. Kaum ein heimischer Eishackler hat derart große Finalerfahrung wie der vor fünf Jahren zurückgetretene Kalt (42), der in drei Ländern Meistertitel gewann, einen in Schweden (Färjestad BK), zwei in Deutschland (Mannheim) sowie fünf in Österreich. Da triumphierte er je zweimal mit dem KAC und Salzburg – und einmal mit den Vienna Capitals.

So war das 2005

Es war 2005, als Kalt den fünf Jahre zuvor gegründeten Verein als Kapitän zur einzigen Meisterschaft der Klubgeschichte führte. Im Finale just gegen seinen Stammverein KAC stand es nach sechs Auswärtssiegen 3:3, da zogen die Vienna Capitals im letzten Match daheim ihre Auswärtsdressen an und siegten 6:2. Kalt: "Ich bin nicht abergläubisch. Aber auch Rituale gehören manchmal dazu. In einem Finale ist der Kopf der wichtigste Körperteil."

Im Eishockey kann es flott gehen, das hat den KAC die zweite Partie gekostet, daran baut er sich aber auch auf. "Wir brauchen nicht jammern", sagt Kalt. "Wie viele Spieler sitzen zu dieser Jahreszeit nur noch vor dem Fernseher oder sind auf Jobsuche? Sie alle würden nur zu gerne in den Schuhen jener Spieler stecken, die jetzt im Finale spielen." Der KAC will "natürlich einiges besser machen" als in den ersten beiden Partien, von Müssen redet Kalt aber nicht. "Wir müssen genau gar nichts. Wir wollen. Es ist überhaupt kein Druck da. Man kann ja nichts verlieren, das man noch nicht besessen hat."

Die speziellen Capitals

Schon im Semifinale gegen Salzburg ist der KAC 0:2 zurückgelegen, dann gab's vier Klagenfurter Siege en suite, und der Titelverteidiger war entthront. Aber die Caps sind heuer ein spezielles Kaliber, sie haben die Saison von Anfang bis Ende dominiert, nur in der Zwischenrunde gab's einen kurzen Hänger mit nicht zuletzt zwei Niederlagen gegen den KAC. Im Playoff halten die Wiener bei zehn Siegen en suite – Rekord in der Erste Bank Liga.

Sollten die Capitals stärker bleiben und gewinnen, wird Dieter Kalt der Erste sein, der gratuliert. "Dann haben sie es verdient." Die KACler haben ein anderes letztes Kapitel im Kopf, sie setzen auf das Rezept, mit dem sie sich im Saisonverlauf erfingen. "Kompakt stehen, kämpfen, viel laufen, einfach spielen." Und der Erzählung eine Wendung geben. (Fritz Neumann, 3.4.2017)