Weinstöcke vor dem Hintergrund der Skyline Wiens in Stammersdorf.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Wien – Die "Wienwein"-Winzer führen eine Lagenklassifizierung für Wiener Wein ein. "Wien ist zwar ein kleines Weinbaugebiet, wir sind aber gesegnet mit einer Vielzahl sehr schöner Lagen", sagte Fritz Wieninger vom gleichnamigen Stammersdorfer Weingut am Montag in einer Pressekonferenz. Zwölf Lagen wurden von den sechs Weinbauern vorerst für das Prädikat "Erste Lage" ausgewählt.

Im ersten Schritt wurden nur die Lagen der "Wienwein"-Winzer und ausschließlich Weißweine (Wiener Gemischter Satz, Grüner Veltliner, Riesling und Weißburgunder) klassifiziert. Ab dem Jahrgang 2017 werden die Weine aus diesen Rieden auf den Flaschen als "Erste Lage" gekennzeichnet, ab September 2018 werden die Weine mit dieser Bezeichnung im Handel erhältlich sein. Langfristig sind weitere Lagenklassifizierungen – von Gebietswein über Ortswein, Riedenwein und Erste Lage bis Große Lage – vorgesehen.

Wieninger erwartet "mehr Transparenz"

Bei der Lagenklassifizierung geht es beispielsweise um die Bodenstruktur, die Niederschlagsmenge, die Exposition und die Höhenlage. "Am Ende steht aber immer der Wein", sagt Wieninger. "Wenn der Wein nicht gut ist, kann es keine Erste Lage sein." Die zwölf "Ersten Lagen", die 2,9 Prozent der gesamten Wiener Rebfläche ausmachen, befinden sich am Nussberg, in Grinzing, am Bisamberg und am Maurerberg. Die Klassifizierung biete mehr Transparenz, meint Wieninger: "Da wird dem Konsumenten ganz klar vor Augen geführt, das ist ein besonderer Wein."

Insgesamt gibt es in Wien 145 abgegrenzte Rieden in acht Bezirken. Die wichtigsten Weinbaubezirke, in denen sich auch die zwölf "Ersten Lagen" befinden, sind der 19., der 21. und der 23. Bezirk. Die "Wienwein"-Winzer bewirtschaften laut einer Sprecherin rund ein Drittel der Rebflächen der "Ersten Lagen".

"Kein exklusiver Klub"

Es sei nicht einfach, diese Klassifizierung durchzusetzen, meint Wieninger. "Dass das nicht jedem schmecken wird, ist mir klar." Man wolle aber kein "exklusiver Klub" sein, versichert er. Die Lagenklassifizierung soll allen Winzern der Stadt offenstehen. Sie können ab Anfang 2019 für einen "Unkostenbeitrag" Weine einreichen. Eine Kommission, die neben den sechs "Wienwein"-Winzern aus weiteren "profunden Kennern der Wiener Weinszene", etwa Journalisten der Branche, bestehen soll, werde die Weine verkosten. Die Qualität der Weine soll drei Jahre lang beobachtet werden, bevor das Prädikat "Erste Lage" vergeben wird.

Ein bis zwei Weine pro Lage werden das Prädikat voraussichtlich erhalten, sagt Rainer Christ vom Weingut Christ. Zu den Anwärtern zählen der Wiener Gemischte Satz Rosengartl vom Weingut Wieninger, der Wiesthalen Wiener Gemischte Satz vom Weingut Christl und der Weißburgunder Seidenhaus vom Weingut Cobenzl.

Zufrieden sind die Weinbauern auch mit der vergangenen Ernte: "Es war für uns ein wirklich geiles Weinjahr", sagt Michael Edlmoser vom Maurer Weingut Edlmoser.

"Wienwein" ist ein Zusammenschluss der Weingüter Christ, Cobenzl, Edlmoser, Fuhrgassl-Huber, Mayer am Pfarrplatz und Wieninger. Sie bestellen zusammen 254 Hektar Rebfläche und damit rund 40 Prozent des gesamten Wiener Weinbaugebiets. Zu den größten Erfolgen der Gruppe gehört die Etablierung des Gemischten Satzes, der mittlerweile DAC-Status hat. Insgesamt gibt es in Wien 637 Hektar bepflanzte Rebfläche, die von 146 Weinbaubetrieben bewirtschaftet werden. (APA, 3.4.2017)