Washington – Wenige Tage vor seinem Treffen mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping hat US-Präsident Donald Trump im Streit um das nordkoreanische Atomprogramm mit einem Alleingang der USA gedroht. Wenn China das Problem mit Nordkorea "nicht löst, werden wir es tun", sagte Trump der "Financial Times" in einem Interview. Die US-Regierung hatte Nordkorea zuletzt auch mit militärischen Maßnahmen gedroht.

China habe "großen Einfluss auf Nordkorea", sagte Trump in dem am Sonntag veröffentlichten Interview. Es müsse sich daher entscheiden, ob es den USA "mit Nordkorea helfen will oder nicht".

Die Trump-Regierung fordert schon länger, dass China mehr Druck auf seinen traditionellen Verbündeten Nordkorea ausübt. China hatte zuletzt bereits Erklärungen des UNO-Sicherheitsrates gegen Nordkorea mitgetragen und sämtliche Kohle-Importe aus dem Land bis Jahresende gestoppt. Das geht der US-Regierung jedoch nicht weit genug.

Haley: Druck erhöhen

Auch die UNO-Botschafterin der USA, Nikki Haley, forderte Peking am Sonntag auf, den Druck auf Nordkorea zu erhöhen. China sei "das einzige Land", das Nordkorea stoppen könne, sagte Haley im US-Fernsehsender ABC. Die US-Regierung werde daher weiter Druck auf Peking ausüben, "gegen Nordkorea vorzugehen".

Xi wird Trump am Donnerstag und Freitag in dessen Privatclub Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida besuchen. Trump hatte am Donnerstag gesagt, er rechne mit "sehr schwierigen" Gesprächen.

US-Experten hatten vergangene Woche gewarnt, Nordkorea bereite offenbar einen neuen Atomwaffentest vor. Seit einem ersten Atomtest 2006 hat das Land bereits vier weitere Tests vorgenommen, zwei davon im vergangenen Jahr. Zugleich arbeitet die kommunistische Führung in Pjöngjang an der Entwicklung von Langstreckenraketen, mit denen atomare Sprengköpfe bis in die USA getragen werden könnten. Mit seinen Atomwaffen- und Raketentests verstößt Nordkorea gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrats.

Tillerson: US-Geduld am Ende

US-Außenminister Rex Tillerson hatte kürzlich bei einer Asien-Reise deutlich gemacht, dass die Geduld der USA am Ende sei. In Südkorea sagte Tillerson, die USA hätten zwar kein Interesse an einem militärischen Konflikt. Wenn die Bedrohung durch Nordkorea aber ein Niveau erreiche, "das unserer Überzeugung nach Handeln erfordert, dann ist diese Option auf dem Tisch", sagte der Außenminister.

Peking teilt zwar die Besorgnis Washingtons bezüglich der atomaren Aufrüstung Pjöngjangs, scheint den angespannten Status quo aber drastischen Maßnahmen vorzuziehen. Die chinesische Regierung hält sich im Umgang mit Nordkorea auch zurück, um eine direkte Konfrontation oder einen Zusammenbruch des isolierten Landes in unmittelbarer Nähe Chinas zu vermeiden. Peking ist zudem erbost darüber, dass die US-Armee kürzlich mit der Stationierung eines Raketenabwehrsystems in Südkorea begonnen hat.

Am Montag starteten Südkorea, Japan und die USA ein gemeinsames Marinemanöver, das sich gegen die Bedrohung durch Raketenangriffe nordkoreanischer U-Boote richtet. Wie das Verteidigungsministerium in Seoul mitteilte, sind an der dreitägigen Übung vor der Südküste Südkoreas mehr als 800 Soldaten sowie mehrere Zerstörer und Hubschrauber beteiligt. Das Ziel sei, eine "wirksame Reaktion" auf die Bedrohung durch nordkoreanische U-Boote und U-Boot-gestützte Raketen zu trainieren. (AFP, 3.4.2017)