Nadine Kegeles Collage trägt den Titel "Werberat mit Näherei".

Foto: Nadine Kegele

Feldkirch – "Werden Sie Kombinationsmeister!", ermuntert ein von Max Riccabona aufgeklebter Zeitschriftenschnipsel, der in der Gruppenausstellung Collage/Décollage in der Villa Claudia noch dieses Wochenende zu sehen ist. Riccabonas Stückwerke auf Karton sind Leihgaben wie auch jene von Anne Marie Jehle. Alle anderen Beiträge entstanden im 21. Jahrhundert; Kurator Edgar Leissing präsentiert ein Dutzend Positionen, in denen Vorgefundenes neu verwertet wird. Und zwar durch "Schere, Leim, Papier".

Dieses Dreigespann benennt Kurt Bracharz, mit Blättern und Ringbüchern in einer Vitrine vertreten, als Wesensmerkmal der Collage. Der Literat Bracharz, der das Collagieren parallel zum Schreiben betreibt, liest am Sonntag bei einer Matinee, gemeinsam mit der ebenfalls in der Ausstellung präsenten Autorin Nadine Kegele.

In den gar nicht faden Arbeiten dieser Kreativen spielt, wie auch bei Kirsten Helfrich und Florian Gerer, Heft- oder Nähfaden eine Rolle. Kegele, die Fotoabzüge vom Flohmarkt verwendet, stickt beispielsweise Scheitel nach. Bildmaterial von gestern garniert Nadine Kegele mit Wortmeldungen von Ewiggestrigen.

Die literarischen Fotocollagen der 1980 in Bludenz geborenen Wienerin finden sich auch in der Straßenzeitung Augustin; dem medialen Mainstream entnimmt May-Britt Chromy die Visagen für ihr mehrteiliges Welttheater.

Edgar Leissing betitelt eine mit Gesichtszügen aufgeladene Blumensilhouette Lampedusa, und Kurt Bracharz wagt sich gar ans ikonische Fotodokument des toten Dreijährigen an der türkischen Küste: Er kombiniert es mit Kunst (Entführung der Europa von Felix Vallotton) und Kommerz (Werbemaskottchen). Die Schieflage des Plus-Pols an der Batterie, die Bracharz mit falschem Markennamen versah, ist symptomatisch. (Petra Nachbaur, 1.4.2017)