Rob Wijnberg, Gründer von "De Correspondent".

Foto: de correspondent

Das Modell klingt so einfach: Ein paar holländische Journalisten gründen über Crowdfunding innerhalb weniger Wochen ein Online-Magazin namens "De Correspondent". Es gibt keine Werbung, dafür sind die veröffentlichten Stories ausschließlich für die derzeit 56.000 Abonnenten zugänglich. Die bezahlen knapp 60 Euro im Jahr und haben die Möglichkeit, Geschichten via Social Media zu teilen.

Was "De Correspondent" von ähnlichen journalistischen Start Ups unterschiedet, ist die Nachhaltigkeit: Denn während ähnliche Medien nach anfänglichem Hype in der Versenkung verschwinden oder sich gänzlich auflösen, kann sich "De Correspondent" seit mittlerweile vier Jahren erfolgreich in der Medienszene behaupten. Die beiden Gründer Rob Wijnberg und Ernst Jan Pfauth sind offenbar so erfolgreich, dass sie de "Correspondent" nun auch in den USA starten möchten.

Soeben kündigten Wijnberg und Pfauth an, im Frühling 2018 eine US-Version ihres Magazins auf den Markt zu bringen. Kommenden Herbst werden die beiden Herausgeber vorübergehend nach New York zu ziehen und ein Redaktionsteam zusammenstellen.

Gute Chancen

Das klingt ziemlich ambitioniert. Doch die Chancen, dass "De Correspondent" auch in den USA funktioniert, stehen gar nicht so schlecht. Ein wesentlicher Grund für die stabile Abonnenten-Zahl ist nicht zuletzt die engen Bindung des Mediums an ihr Publikum. Alle Mitarbeiter von "De Correspondent" stehen in ständigem Austausch mit ihren Lesern, diskutieren Geschichten und erhalten Recherche-Tipps. Ein Reporter von "De Correspondent", der ausschließlich für die Themen Klimawandel und Energiepolitik zuständig ist, veröffentlichte zuletzt eine heikle Audioaufnahme von Managern des Ölkonzerns Shell aus dem Jahr 1991. Daraus geht hervor, dass Shell offenbar schon damals über die Gefahren des Klimawandels Bescheid wusste. Der De-Correspondent-Reporter hatte das heikle Audio-Material von einem Abonnenten zugespielt bekommen. "Unsere Mitglieder entscheiden mit, welche Geschichten erscheinen und sie geben unmittelbares Feedback auf die Stories. Die Abonnenten sind Mitglieder eines Clubs, Teil einer Community."

Kann dieses Membership-Modell auch in den USA funktionieren? Mehrere US-Stiftungen, darunter die Knight Foundation, der Democracy Fund sowie der Medienkonzern First Look Media scheinen davon jedenfalls überzeugt und unterstützen ein millionenschweres Forschungsprojekt von "De Correspondent", das sich mit Mitgliedermodellen in den USA auseinandersetzt. Das klingt schon mal vielversprechend. So wie auch die ersten öffentlichen Auftritte von Wijnberg und Pfauth in den USA ein Erfolg waren. "Bei diesen Events haben wir zumindest etwas richtig gemacht", resümiert Herausgeber Rob Wijnberg: "Wir haben niemals über Journalismus und über die Schaffung von Jobs gesprochen, sondern ausschließlich darüber, was wir unseren Mitgliedern bieten können." (Gunther Müller, 1.4.2017)