Aufklärungsrate sei bedenklich niedrig, meint Steinhauser.

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Wien – Ob Schmieraktionen oder Paintballbeschuss, Steinwürfe oder Brandstiftungen, aufgeschnittene Gasschläuche oder geworfene Molotowcocktails: 44-mal, so der grüne Justizsprecher Albert Steinhauser, wurden 2016 in Österreich Asyleinrichtungen attackiert.

Damit habe sich die Zahl strafrechtlich relevanter Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte 2016 im Vergleich zum Jahr davor fast verdoppelt, erläutert Steinhauser. 2015 habe es österreichweit 25 Attacken gegeben. Im zehnmal einwohnerstärkeren Nachbarstaat Deutschland fanden 2016 gezählte 970 Angriffe auf Asylwerberwohneinrichtungen statt. Mit 44 Angriffen seien diese in Österreich 2016 halb so häufig gewesen, bei steigender Tendenz.

Fünf angeführte Fälle "nicht fremdenfeindlich"

Auf seine Ende Jänner 2017 gestellte parlamentarische Anfrage ans Innenministerium erhielt Steinhauser eine detaillierte Antwort, in der jeder Einzelfall aus 2016 extra angeführt ist. 49 Fälle wurden aufgelistet, fünf davon schied Steinhauser als "wahrscheinlich nicht fremdenfeindlich motiviert" aus.

Bemerkenswert dabei: In der Bundeshauptstadt Wien, wo mit Abstand am meisten Flüchtlinge leben, sowie im Burgenland gab es laut Innenministerium keinen einzigen Übergriff. Diese waren vielmehr in Ober- und Niederösterreich, in der Steiermark und Tirol am zahlreichsten, gefolgt von Salzburg, Vorarlberg sowie Kärnten.

"Bedenklich" ist laut Steinhauser die niedrige Aufklärungsrate. In 77 Prozent der Fälle sind die Täter laut Anfragebeantwortung unbekannt: ein Umstand, der Nachahmer wegen des geringen Risikos, ausgeforscht zu werden, animieren könne. "Das Wichtigste ist, dass das Innenministerium diese Delikte ernst nimmt und alle Anstrengungen unternimmt, die Täter auszuforschen. Das sind nicht Lausbubenstreiche, das muss klar sein", meint der Grüne.

Übergriffe auf Betreuer

Neben der Zahl von Angriffen auf Asylquartiere fragte Steinhauser auch nach der Zahl von Übergriffen auf Betreuer durch Asylwerber. Auch hier listete das Innenministerium 49 Fälle auf: verbale Drohungen und Gewaltausbrüche gegen Gegenstände, Vandalismus, aber auch Stalking.

Bemerkenswert sei, dass 20 der Fälle Minderjährige betreffen, sagt der Grüne: "Man muss sich genau anschauen, was die Ursachen sind. Wir vermuten stark, dass Traumatisierungen, Kriegs- und andere Gewalterfahrungen eine Rolle spielen." (bri, 31.3.2017)