Österreichs Interneteinzelhandel setzt 3,4 Mrd. Euro um, es könnte aber noch mehr sein. 20 bis 30 Prozent der 39.000 heimischen Handelsunternehmen haben noch keinen Online-Shop, manche haben noch nicht einmal eine Webseite.

"Wir wollen die heimischen Unternehmen fit für den Online-Handel machen. Es muss nicht gleich ein hochentwickelter Webshop sein, es reicht auch, auf einem Marktplatz vertreten zu sein", sagte Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Donnerstagabend bei einem Pressegespräch. Ein Umstand, der ihr gar nicht gefällt ist, dass rund 3,5 Mrd. Euro ins Ausland fließen – jener Umsatz, den ausländische Online-Händler in Österreich machen. Das zu ändern wäre für den Standort, den Handel und die Arbeitsplätze wichtig.

Dritte Roadshow

Deshalb zieht die Wirtschaftskammer heuer nach 2013 und 2014 zum dritten Mal mit ihrer Roadshow durch die Bundesländer, um Händler für den E-Commerce zu begeistern. "Denn die Entwicklung im Online-Einzelhandel ist sehr dynamisch, jene im stationären Handel ist gleichbleibend", so Thalbauer.

Viele Händler haben Angst und Vorurteile, wenn es um das Thema Digitalisierung geht, sagte Barbara Thaler, Internet-Unternehmerin und Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Tirol. Viele Händler ließen sich auch durch fehlendes Know-how und Preistransparenz von einem Online-Auftritt abhalten. "Da wird von den Unternehmen schon viel Veränderungsbereitschaft verlangt", so Thaler. Die Roadshows konzentrieren sich auf zehn Themen, darunter finden sich unter anderem Steuerrecht, E-Commerce-Recht, Online-Marktplätze, Content-Produktion, betriebswirtschaftliche Kennzahlen und Suchmaschinen.

Kaufverhalten stark geändert

Ein guter Online-Auftritt wird für heimische Händler immer wichtiger, da sich das Kaufverhalten stark geändert hat, sagte Matthias Zacek, Industry Manager Retail bei Google Austria. Er ist einer von mehreren Partnern, die die WKÖ bei ihrer Roadshow unterstützt. "Bei kommerziellen Themen haben die Suchanfragen am Smartphone den PC und das Tablet überholt", sagte Zacek. Das Smartphone sei dennoch ein Freund des stationären Handels. 40 Prozent der Anfragen hätten einen lokalen Kontext, da werde also nach Geschäften gesucht. Außerdem werde mittlerweile viel über Bilder gesucht. Die Händler sollten darüber hinaus nicht nur Österreich, sondern die Welt als ihren Markt erkennen, meinte Zacek.

Laut Thalbauer lassen sich positive Effekte der Roadshow erkennen. "Die Zahl der Beratungen in der Wirtschaftskammer sind im Anschluss sprunghaft gestiegen." Um den heimischen Händlern das Leben leichter zu machen, seien allerdings noch ein paar andere Maßnahmen notwendig. "Es geht um faire Wettbewerbsbedingungen und Chancengleichheit", sagte Thalbauer. Bei der Altgeräteverordnung sei eine Einigung geglückt, hier müssten nun auch ausländische Unternehmen Abgaben entrichten. Bei der Urheberrechtsabgabe und bei der Verpackungsverordnung seien heimische Unternehmen noch benachteiligt. Auch müsse ein internationales Steuerrecht her, damit endlich die Ertragssteuer dort anfällt, wo der Umsatz gemacht werde. Vor allem Letzteres werde sich jedoch nicht "von heute auf morgen lösen lassen", so Thalbauer. (APA, 31.3.2017)