Wien/Graz – Die Wien Energie hat sich vom Einstieg beim umstrittenen Grazer Murkraftwerk zurückgezogen. Das Unternehmen bestätigte am Freitag einen Bericht des "trend": "Die Synergien dieses Projekts in Graz mit dem operativen Geschäft von Wien Energie sind nicht ausreichend." Die Energie Steiermark erklärte, dass von den beiden Wiener Energieversorgern der Verbund das Rennen für sich entschieden habe.

Laut dem Sprecher des steirischen Energieversorgers, Urs Harnik-Lauris, seien nach dem Einstieg des Verbunds mit 12,5 Prozent mit der Option auf bis zu 25 Prozent nur mehr weniger als 25 Prozent für die Wien Energie übrig geblieben, da man die Mehrheit in der Steiermark halten wolle. "Da ein anderer Wiener Energiekonzern schneller mit seinen Entscheidungen war, können wir dem in den vergangenen Monaten artikulierten Wunsch der Wien Energie nach einer Beteiligung im Ausmaß von 50 Prozent leider nicht mehr entsprechen und mussten die in den vergangenen Monaten geführten, konstruktiven Verhandlungs-Gespräche beenden", schilderte der Sprecher am Freitag. "Die Türen für den Einstieg eines weiteren Partners mit einem Prozentanteil von bis zu 24 Prozent ist grundsätzlich offen, wir haben angesichts der attraktiven Rentabilität jedoch keine zwingende Erfordernis."

Überhöhte Renditeberechnung

Die steirischen Kommunisten sowie die Grazer Grünen wollten am Freitag an der Absage der Wien Energie eine überhöhte Berechnung der zu erwartenden Rendite erkennen: "Die Wien Energie glaubt ganz offensichtlich nicht an die kolportierte Rendite von 5,5 Prozent." Harnik-Lauris betonte, dass die Rendite für die Energie Steiermark sehr wohl "deutlich über 5 Prozent" liegen werde. Für die Grünen bleibe der steirische Stromversorger nun aber auf 75 Prozent der Kosten sitzen, ein potenzieller Investor sei ihnen mit der Wien Energie abhandengekommen.

Die Umweltsprecherin der Grazer Grünen, Andrea Pavlovec-Meixner, meinte: "Verbund und Energie Graz wären gut beraten, ebenfalls noch einmal nachzurechnen, um finanziellen Schaden von ihren Unternehmen abzuwenden. Was wir als Stadt dringend brauchen ist ein Finanzgipfel, schließlich werden über den Umweg Zentraler Speicherkanal auch Steuergelder der Grazerinnen und Grazer in der Mur vergraben."

KPÖ-Gemeinderat Manfred Eber sagte: "Es sind vor allem die Grazerinnen und Grazer, die hier zur Kasse gebeten werden. Die Belastungen des städtischen Budgets durch diesen finanziellen Hochseilakt werden spürbar sein. Trotzdem ist zu befürchten, dass das Projekt durchgezogen wird, koste es, was es wolle." Der Stadt blühe mit der Errichtung des Zentralen Speicherkanals, dem Beiwerk zum Murkraftwerk, ein finanzielles Abenteuer zulasten anderer städtischer Projekte. Auch die Folgekosten für die Stadt seien beachtlich: "Eine halbe Million Euro an Fixkosten jährlich werden für Betrieb und Wartung des Speicherkanals erwartet", hielt die KPÖ in ihrer Aussendung am Freitag fest. (APA, 31.3.2017)