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Manuel Valls mit Emmanuel Macron auf den Champs-Élysées.

Foto: REUTERS/Thibault Camus

Es ist ein Stein in ein schon bewegtes Wasser – ein schwerer Stein. Mit Manuel Valls hat der bisher prominenteste Vertreter des Parti socialiste (PS) erklärt, er werde bei den Präsidentschaftswahlen Ende April für den Parteilosen Emmanuel Macron stimmen. "Das ist nicht eine Frage des Herzens, sondern eine der Vernunft", sagte der Expremier im TV-Sender BFM. Es gehe darum, einen Sieg der Rechtsextremistin Marine Le Pen zu verhindern. Dazu sei nicht der sozialistische Kandidat Benoît Hamon, sondern allein Macron in der Lage.

Vor Valls hatten sich schon andere Sozialisten wie Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian für Macron ausgesprochen. Mit Valls bricht aber der ganze rechte PS-Flügel ab, um mit fliegenden Fahnen zu Macron überzulaufen. Desavouiert ist damit Hamon, der in den Umfragen schon auf den fünften Platz zurückgefallen ist. Noch am Vortag hatte er sich in Berlin die Unterstützung durch den SPD-Frontrunner Martin Schulz geholt und Bundeskanzlerin Angela Merkel getroffen.

Der Vertreter des linken Parteiflügels warf seinem Parteifreund sogleich und mit gutem Recht Wortbruch vor: Valls hatte sich in der – von ihm verlorenen – Primärwahl im Jänner ausdrücklich verpflichtet, den späteren Sieger zu unterstützen. Hamons Anhänger schalten Valls am Mittwoch einen "Verräter" und "Mann ohne Ehre". Valls entgegnete daraufhin, die Regeln einer Partei wögen weniger als die Interessen der Nation.

Ein vergiftetes Geschenk

Die Zeitung Le Monde kommentierte, der Parti socialiste, der in Frankreich seit dem Wahlsieg von François Mitterrand 1981 die erste Geige in der französischen Politik gespielt hatte, stehe vor der "Explosion". In einer Blitzumfrage im Internet äußerten 91 Prozent die gleiche Meinung. Der Bruch könnte spätestens im Juni erfolgen, wenn in Frankreich Parlamentswahlen anstehen.

Macron selbst reagierte verhalten. Er danke Valls zwar, betonte aber, er trete für die "Erneuerung der Gesichter und Praktiken" ein. Am Vortag hatte er schon erklärt, wer ihn unterstützen wolle, könne dies nicht unter einem alten Parteisignet tun. Macron hat zunehmend Mühe, sich der fast zu starken Unterstützung durch die Sozialisten zu erwehren. Das trägt ihm den Vorwurf ein, er sei gar keine Erneuerer. Einzelne Medien nennen Valls' Empfehlung gar ein "vergiftetes Geschenk". (Stefan Brändle aus Paris, 29.3.2017)