Akteure im Jemen

Grafik: DER STANDARD

Was der Krieg im Jemen für eine Bevölkerung bedeutet, die bereits vorher im Armenhaus der arabischen Welt lebte, kann man auch aus den regelmäßigen Warnungen der zuständigen Uno-Organisationen kaum ermessen. Der Aufstand, der später zum Krieg wurde, brach 2004 typischerweise in einer marginalisierten, unterentwickelten Provinz im Norden aus. Heute ist die Infrastruktur in weiten Teilen des Jemen zusammengebrochen. Und mit der Zahl der akut von Hunger Bedrohten steigt der Anbau des Rauschmittels Qat, der den Jemen seiner letzten Wasserreserven beraubt.

Zwei Jahre, nachdem Saudi-Arabien mit einer Militärkoalition eingegriffen hat, die die Regierung von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi zurück an die Macht bringen sollte, steckt der Krieg fest. Die saudische Luftwaffe sieht in diesem Kampf schlecht aus: Es werden zu viele zivile Ziele getroffen, zu viele Zivilisten getötet. Während die Kritiker Saudi-Arabiens von einem bewussten Krieg gegen die jemenitische Infrastruktur sprechen, attestieren US-Militärs den saudischen Kampfpiloten eher Unfähigkeit. Die große saudische Militärmacht hat sich jedenfalls als Papiertiger erwiesen – wobei an den topografischen Bedingungen im Nordjemen wohl auch andere scheitern würden.

Alle Berichte der Uno oder von Menschenrechtsorganisationen, die sich mit der Lage im Jemen beschäftigen, führen auch Kriegsverbrechen der Huthi/Saleh-Kräfte an. Ali Abdullah Saleh, Langzeitpräsident des Jemen bis 2012, ist mit den Huthis verbündet. Hadi war Salehs Vizepräsident und rückte nach dessen Rücktritt auf und sollte eigentlich nur bis Februar 2014 im Amt bleiben. Aber die politische Transition von einer Autokratie in ein System mit mehr demokratischer Teilhabe ging im Jemen genauso schief wie in anderen Staaten des "Arabischen Frühlings".

Zwei Blöcke

Auf den ersten Blick stehen sich im Jemen zwei Seiten gegenüber: da die Huthis und Saleh, die vom Iran unterstützt werden, dort die Regierung von Präsident Hadi, den Saudi-Arabien und seine Verbündeten wieder nach Sanaa zurückbringen wollen. Aber es sind komplizierte Bündnisse. Saleh hat als Präsident die Huthis, deren Aufstand bereits 2003 ausbrach, noch selbst bekämpft. Während jeder weiß, dass das ein fragiles Zweckbündnis ist, überraschen Sprünge in der saudisch-geführten Allianz mehr.

Dabei geht es unter anderem um die Person Hadis, der kürzlich auch vom Uno-Sondergesandten für Jemen, Ismail Ould Cheikh Ahmed, kritisiert wurde. Der Uno-Fahrplan, gemäß dem Hadi Macht an einen Vizepräsidenten abgeben sollte – er sollte eine gemeinsame Interimsregierung bilden –, hatte Hadi nicht gefallen. Er verlangt weiter die Umsetzung von Uno-Resolution 2216 von 2015, die den Rückzug der Huthis in ihre ursprünglichen Gebiete fordert.

Vor allem aber ist Hadi in Aden, wo ein Teil seiner Regierung residiert, zunehmend unbeliebt: Dort hält sich die südliche Separatistenbewegung immer mehr an die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), in der Hoffnung, dass diese eine Unabhängigkeit des Südens unterstützen würden. Im Februar kam es am Flughafen Aden zu Kämpfen zwischen einerseits von Hadi und von den VAE gestützten Kräften auf der anderen Seite: also innerhalb der saudisch-geführten arabischen Koalition.

Die VAE waren führend bei der Rückeroberung Adens für Hadi – aber heute irritiert sie, dass er sich als Machtbasis vor allem auf die Muslimbruderpartei Islah stützt. Die Saudis scheint das weniger zu stören: Sie haben ihre Abneigung gegen Muslimbrüder erst einmal dem Kampf gegen den iranischen Einfluss untergeordnet.

Im Süden profitieren auch radikale Kräfte: Wobei dem "Islamischen Staat", der sich bereits mit Attentaten in Aden zu Wort gemeldet hat, ausgerechnet durch eine besonders starke Al-Kaida Grenzen gesetzt ist. (Gudrun Harrer, 28.3.2017)