Tochterunternehmen in den Steueroasen sind im Durchschnitt doppelt so lukrativ für Banken wie jene in anderen Ländern. Es muss aber nicht immer die Südseeinsel sein: Am beliebtesten bei den europäischen Großbanken sind Luxemburg und Irland.

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Wien – Europas 20 größte Banken erzielen über ein Viertel ihrer Gewinne in Steueroasen, ein Ergebnis, dass im krassen Missverhältnis zu den realen wirtschaftlichen Aktivitäten der Banken in diesen Ländern steht, so die Hilfsorganisation Oxfam und Fair Finance Guide International in einer heute veröffentlichten gemeinsamen Studie.

Laut der Studie "Opening the Vaults" (PDF) nutzen Banken Steueroasen, um die Zahlung ihres fairen Anteils an Steuern zu vermeiden, ihren Kunden Steuerhinterziehung und -umgehung zu ermöglichen sowie Regulierungen und gesetzliche Anforderungen zu umgehen.

2015 wurden laut den Studienergebnissen 26 Prozent der Gewinne der 20 größten europäischen Banken (rund 25 Milliarden Euro) in Steueroasen erwirtschaftet, wobei dort nur zwölf Prozent der Bankenumsätze und sieben Prozent der Belegschaften angesiedelt sind.

Produktive Angestellte

Die Tochterunternehmen in den Steueroasen sind im Durchschnitt doppelt so lukrativ für Banken wie jene in anderen Ländern. Für 100 Euro Umsatz erwirtschaften die Banken in den Steueroasen 42 Euro Gewinn verglichen mit nur 19 Euro im weltweiten Durchschnitt.

Die Angestellten der europäischen Banken in den Steueroasen sind vier Mal produktiver und generieren im Schnitt 171.000 Euro pro Jahr, verglichen mit 45.000 Euro des Durchschnitts-Angestellten.

Bankenparadies Luxemburg

Die beliebtesten Steueroasen bei den Banken sind Luxemburg und Irland mit fast einem Drittel der Gewinne, die 2015 in Steueroasen verbucht wurden. In Luxemburg wurden Gewinne in Höhe von fast fünf Milliarden Euro erwirtschaftet – mehr als in Großbritannien, Schweden und Deutschland zusammen.

Banken zahlen in der Regel nur sehr geringe oder gar keine Steuern auf ihre Gewinne in Steueroasen. In Irland beispielsweise zahlten europäische Banken nur einen effektiven Steuersatz von sechs Prozent, die Hälfte des nationalen Regelsteuersatzes.

Studienautoren sehen riesigen Schaden

Strategien zur Steuervermeidung von weltweit agierenden Unternehmen und Finanzdienstleistern führen dazu, dass Länder um ihre gerechten Steuereinnahmen betrogen werden, so die Studienautoren. Dabei werden die Länder des globalen Südens in der Regel am härtesten getroffen. So wird geschätzt, dass Steuervermeidung durch multinationale Unternehmen arme Länder jedes Jahr fast 100 Milliarden Euro kostet. Geld, das für wichtige Investitionen in Bildung, Gesundheit, wirtschaftliche Entwicklung und Infrastruktur fehlt.

Die Ergebnisse basieren auf den neuen Transparenzanforderungen der EU, wonach europäische Banken detailliert über Gewinne und Steuerzahlungen in allen Ländern berichten müssen, in denen sie aktiv sind ("Country-by-Country Reporting"). (APA, 26.3.2017)