Geht im April in Pension: Franz Schabhüttl.

foto: apa/neubauer

Wien – Im Zentrum steht die Kritik an Akteuren im österreichischen Asylwesen: die Caritas und andere NGOs, etliche Politiker, die Medien, die Volksanwaltschaft sowie der ehemalige Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, Christian Konrad, hätten bei dem Thema vor allem ihr eigenes Interesse im Sinn, schreibt der am 1. April in Pension gehende, langjährige Leiter des Flüchtlingslagers in Traiskirchen, Franz Schabhüttl in dem am Freitag erschienenen, zusammen mit Presse-Redakteur Andreas Wetz verfassten Buch Brennpunkt Traiskirchen.

So hätten etwa im Herbst 2015, während der großen Fluchtbewegung, von NGOs und Medien lancierte Berichte über "angeblich unterversorgte Flüchtlinge" in Traiskirchen zu einem Ansturm privater Spender beim Lager geführt. Doch die Flüchtlinge hätten die Kleider und das mitgebrachte Essen gar nicht gebraucht, denn Versorgungsprobleme habe es zu keinem Zeitpunkt gegeben. "Was blieb, waren bis zu 149 Tonnen Müll im Monat."

Wenig konstruktive Ortschefs

Als über die Jahre wenig konstruktiv stellt Schabhüttl das Vorgehen der Traiskirchner Bürgermeister Ernst Knotzer und Andreas Babler (beide SPÖ) sowie des scheidenden niederösterreichischen Landeshauptmanns Erwin Pröll (ÖVP) dar. Durch bürokratische Maßnahmen hätten diese die Höchstbelagszahl des Lagers unter dessen Kapazität gehalten – mit ein Grund für die Unterbringungskrise 2015.

Letzteres sieht der damalige Flüchtlingsberater des Innenministeriums, Kilian Kleinschmidt, ähnlich: So sei es unmöglich gewesen, Bewilligungen für das Aufstellen von Container zu bekommen, sagte er dem Standard. Auch sei zutreffend, dass es in Traiskirchen 2015 teils ein "Spenden-Chaos" gegeben habe. Für Ex-Flüchtlingskoordinator Konrad sagte Pressesprecher Peter Wesely, dass damals "alle Involvierten, von der Bundesregierung abwärts, die Lage in Traiskirchen anders eingeschätzt haben als Schabhüttl in seinem Buch". (bri, 24.3.2017)