Mark Rowley, Chef der Londoner Antiterroreinheit, informierte die Öffentlichkeit nach dem Anschlag vom Mittwoch.

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London/Wien – Er hat die Biografie eines klassisch-akribischen Schnüfflers, der sich gern in größeren Analysen festbeißt: Mark Rowley, Chef der Londoner Antiterroreinheit, will verstehen, wen er verfolgt. Mit dem organisierten Verbrechen hat er es schon aufgenommen, und auch die britischen Boulevardmedien hatte er schon im Fadenkreuz. Seit Jahren widmet sich der Mann, dessen Bild nach dem Anschlag vom Mittwoch durch alle Medien ging, vor allem islamistischem Terrorismus.

Dabei setzt er auf einen Stil, der auch negative Reaktionen hervorruft. 2016 sagte er auf die Frage, was im Fall eines Anschlags zu tun sei: Am besten sei es, "so schnell und so weit zu laufen, wie Sie können, und sich anschließend zu verstecken". Das legten ihm Medien als Zeichen der Ratlosigkeit aus – den Zusatz, dass er dies nur sage, weil manche erstarrt stehenbleiben, brachten sie allerdings nicht.

Kritik an den Medien

Einige Medien haben ihm eine Geschichte aus seiner Vergangenheit offenbar nicht verziehen. 2002, während der Untersuchungen zum Mord an der 13-jährigen Milly Dowler, war er hoher Mitarbeiter der zuständigen Polizeieinheit in Surrey.

Die folgende Untersuchung wurde von den Medien intensiv verfolgt, die auch vor Privatgeschichten über Dowlers Eltern und dem Abhören von deren Handys nicht haltmachten – was schließlich über Umwege zur Schließung der Zeitung "News of the World" führte. Für ihr Verhalten kritisierte der Polizist die Medien heftig – obwohl seine Einheit womöglich schon früh selbst von der Abhöraktion gewusst hatte.

Beharrlich an der Öffentlichkeit

Rowley, seit Ende seines Studiums in Cambridge bei der Polizei, hatte sich da schon beruflich nach oben gearbeitet. Von der Einheit für organisiertes Verbrechen in Surrey zu deren Führung 2009, von leitenden Posten in der Londoner Polizei zum Chef der Antiterroreinheit 2014. Dort gab es viel Lob für seine Durchsetzungskraft, aber auch Kritik am Hang zur Überwachung: Beharrlich fordert er etwa die Bürger auf, Verdächtige zu melden; Warnungen vor Denunziantentum begegnet er mit Hinweisen auf die Folgen verschwiegener Beobachtungen.

Der Weg nach ganz oben blieb ihm bisher versperrt, Kandidaturen um die Spitze der National Crime Agency und der Londoner Polizei scheiterten. Die Beschäftigung mit dunklen Seiten der Menschheit hat derweil Folgen hinterlassen. Mehrere Biografien Rowleys auf Internetseiten der Polizei wurden gelöscht – wohl auch, um nichts Persönliches preiszugeben. (Manuel Escher, 23.3.2017)