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Wien – Der Startschuss für die neue ÖFB-U21-Auswahl fällt am Freitag in Spanien. Von den Akteuren, die im Herbst im Play-off gegen Spanien auf dem Platz vergeblich um ein Fußball-EM-Ticket gekämpft hatten, sind beim Test in Murcia gegen Australien nur noch vier Kicker dabei. Das Sagen hat weiter Werner Gregoritsch, der nach seiner dritten vollen Quali als Coach 2019 endlich EM-Luft schnuppern möchte.

Die Salzburger Konrad Laimer und Xaver Schlager sowie Real Madrids Philipp Lienhart und Austrias Marko Kvasina waren im Herbst gegen Spanien (1:1,0:0) im Einsatz. Damals waren sieben Legionäre im Kader, nun sind es nur zwei. Neben Lienhart verdient nur Hoffenheims Stefan Posch sein Geld im Ausland. Der 19-jährige Innenverteidiger stand beim 2:0-Sieg gegen Darmstadt am 18. Februar erstmals im Profi-Kader, im Regionalligateam zählt er zum Stammpersonal.

Elf Akteure kommen aus der heimischen Erste Liga. "Wir haben noch nie so viele Stammspieler in der zweiten Liga gehabt. Man sieht, dass die, vor allem was Robustheit betrifft, viel gelernt haben. Und noch nie hatten wir drei Torleute, die alle bei ihren Clubs fix spielen", schilderte Gregoritsch. Nur neun der 23 Akteure mit Jahrgang 1996 (12) und 1997 (11), die seit Montag im Trainingslager arbeiten, haben bereits U21-Erfahrung. Problem ist das keines.

"Durch die Ausbildung in den Akademien und den anderen U-Mannschaften ist die Spielphilosophie bekannt. Man kann klasse darauf aufbauen. Es ist ein fließender Übergang", sagte der seit Mittwoch 59-Jährige. Für ihn ist es immer ein "großer Anreiz" ein neues Team zu bilden. Das muss eigentlich erst im Herbst funktionieren, da zum EM-Quali-Start am 8. Juni Underdog Gibraltar wartet. Vor dem Auswärtsduell mit Russland am 6. Oktober hat die ÖFB-Elf also mit Gibraltar sechs Testspiele vor sich.

"Systemwechsel draufzuhaben ist unser Ziel"

"Wenn du den Ball hast, hast du auch Spaß am Fußball. Das ist die Grundidee. Wir wollen dominant auftreten, dem Gegner das Tempo vorgeben, eine gute Spieleröffnung haben und ballsicher sein", erklärte Gregoritsch. Um schwerer ausrechenbar zu sein, sollen neben dem bewährten 4-2-3-1-System auch andere Formationen (4-3-3, 3-5-2) einstudiert werden. "Systemwechsel draufzuhaben ist unser Ziel", betonte der ehemalige Kapfenberg-Coach.

Unter Gregoritsch gab es in 46 Spielen nur acht Niederlagen. Auch deshalb erhielt er wohl trotz eines Vorfalls in Spanien nach dem Play-off einen neuen Vertrag. "Von den zwei Spielen gegen Spanien ist nur das Negative geschrieben worden, die Wertschätzung der Leistung ist nicht so gezeigt worden. Und das wegen einer Abschlussfeier, wo sich ein Jahrgang aufgelöst hat", ärgert sich Gregoritsch noch heute.

Die Feier habe er dem Team aufgrund der starken Leistung vergönnt. Dass die Party ausuferte, war nicht geplant. "Es war eine Fehlleistung von einem jungen Menschen. Der Spieler wäre auch weggewesen, wenn sich das Team jetzt nicht neu formiert hätte", erklärte Gregoritsch. Im Teamhotel war es zu Sachbeschädigungen gekommen. Schon zuvor hatte es 2013 und 2014 disziplinäre Verfehlungen von Spielern gegeben. "Das sind Dinge, die klar nicht zu dulden sind. Ich glaube aber, dass es nicht wieder Probleme geben wird. Denn die Spieler wissen genau, dass es ihnen schadet", ist Gregoritsch guter Dinge.

"Mir macht die Arbeit irrsinnigen Spaß"

Sein Vertrag wurde im Dezember unbefristet verlängert. "Ich bin kein Sesselkleber, ich wäre nicht mehr Trainer, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass es funktioniert. Mir macht die Arbeit irrsinnigen Spaß", betonte Gregoritsch. Seit seiner Bestellung am 20. Jänner 2012 habe sich einiges geändert. "Es ist alles schnelllebiger geworden. Die Spieler haben eine weitaus intensivere Zeit zu durchleben." Gleich ist, dass alle ins A-Team wollen. "Es klopfen jetzt viel mehr Spieler oben an." Jüngstes Beispiel ist Goalie Daniel Bachmann. "Bei ihm sieht man, dass man es mit guten Leistungen in der U21 schaffen kann", so der Steirer.

Sein Team ist die Nummer 14 der UEFA-Liste, im Gegensatz zu den jüngsten Qualifikationen bleiben Kapazunder wie Spanien oder Deutschland in der Quali-Gruppe 7 erspart. "Einen Übermächtigen gibt es nicht. Wir sind auf gleicher Höhe mit Serbien, Russland und Mazedonien. Zwischen eins und vier ist alles möglich", weiß Gregoritsch. Die EM-Teilnahme 2019 in Italien wäre der "Kick, der noch fehlt". Nicht nur für Gregoritsch, sondern für den ganzen ÖFB, der noch nie bei einer U21-EM vertreten war.

Gregoritsch übernahm die U21 vor fünf Jahren in einer laufenden Quali, die mit Rang vier zu Ende ging. Es folgte ein verpasstes Play-off und in der Folge ein knappes Out im Play-off. Der dritte volle Anlauf soll von Erfolg gekrönt sein. "In der Gruppe ist es möglich", weiß auch ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner. Damit wäre der Grundstein für noch mehr gelegt. Bei der U21-EM werden drei oder vier Olympia-Tickets vergeben. "Das ist ein Traum, den ich zwei, drei Mal in 20 Jahren träume. Der österreichische Fußball bei Olympia, das wäre schon etwas", sagte der 54-Jährige. Bis dahin ist es aber ein weiter Weg. (APA; 23.3.2017)