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Im Vordergrund steht das Brautpaar am angeblich schönsten Tag ihres Lebens, im Hintergrund zieht der Hochzeitsplaner die Fäden – immer öfter auch in Österreich.

Foto: Getty Images/Alex Tihonovs

Wien – "Sie wissen gar nicht, was alles schiefgehen kann. Einmal ging das Sakko des Bräutigams kurz vor dem Jawort verloren, einmal kam die Hochzeitstorte mit falschen Namen geliefert." Gabi Socher ist Hochzeitsplanerin der ersten Stunde. Noch lange bevor der Trend zur Organisation von Hochzeiten richtig Fuß fasste, plante, organisierte, betreute sie Hochzeiten. Ein Beruf, der Qualitäten als Manager, aber auch als Psychologin, Ruhepol und vielleicht beste Freundin der Braut verlangt. Was in den USA schon seit langer Zeit als "trendy" und als Wedding Planner bekannt ist, schwappte erst vor wenigen Jahren als Profession samt Ausbildung nach Österreich über.

"Der Beruf der Hochzeitsplanerin ist mehr als eine Hausfrauen-Nebenbeschäftigung und mehr als Rosenblütenzupferei", sagt Branchensprecherin Angela Lindner von der Wirtschaftskammer Österreich. Der Beruf des Wedding Planner stellt gewerberechtlich ein freies Anmeldegewerbe dar, angesiedelt ist er in der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der WKO.

Ausbildung mit Abschluss

Neu ist ein Zertifizierungsprogramm, das gemeinsam mit dem TÜV Austria erarbeitet wurde und in dieser Form ein europaweites Unikum darstellt. Im Zuge der Zertifizierung gibt es zwei Qualitätsstufen. Erforderlich sind für Stufe eins eine entsprechende Eventmanagement-Ausbildung oder ein Praktikum, drei Jahre Berufserfahrung, mindestens 15 erfolgreich organisierte Hochzeiten sowie eine Prüfung, um es zum Junior Wedding Planner zu schaffen. Ausgebildet wird entweder am Wifi und am BFI oder alternativ bei einem Wedding Planner. Nach 50 Trauungen und mindestens sieben Jahren im Job winkt die Aufstufung zum Senior Wedding Planner. Derzeit gibt es von Letzteren gerade einmal zwei Handvoll in Österreich. Die Gesamtzahl, also inklusive der freien Unternehmer, wird von der WKO auf 120 bis 150 geschätzt, derzeit aktiv seien aber gerade einmal 30 bis 40. Genaue Daten kennt man für die noch junge Branche derzeit nicht, sie sollen aber demnächst erhoben und Mitte April bekanntgegeben werden.

Im Jahr 2015 gab es in Österreich laut Statistik Austria 44.475 Hochzeiten. Mitgezählt werden dabei auch jene Brautpaare aus dem Ausland, die nach Österreich kommen, um hier zu heiraten. Tendenz steigend, so Lindner: Österreich habe alles, außer das Meer, und erfreue sich steigender Beliebtheit. Das Honorar für einen Wedding Planner sei dabei alles andere als einfach zu eruieren. Da gebe es die Komplettorganisation, Packages mit Teilorganisation, nur die Endbetreuung und so weiter. Einige verrechnen auf Stundenbasis, andere nach Prozenten des Gesamtbudgets, wieder andere nach Packages. Mit konkreten Zahlen tut sich die WKO schwer. Daumen mal Pi könne man jedoch mit 2.000 bis 3.000 Euro für eine Komplettorganisation rechnen.

Schutzengerlfunktion

Ausreißer nach oben und unten gebe es immer. Dasselbe gelte für die Ansprüche und die –manchmal exotischen – Wünsche der Brautleute. 30 bis 40 Partnerbranchen würden da schon mal an Bord geholt, vom Floristen über den Grafiker bis hin zur Musikkapelle. "Am großen Tag sind wir oft auch das Schutzengerl", meint Socher. Neben Notfallkoffer mit Tacker und Nähzeug für den Fall, dass die Schleppe reißt, sind auch Blasenpflaster und Schminke nicht verkehrt. Improvisationstalent und Stressresistenz stehen ganz oben auf der Anforderungsliste für den Tag der Tage. Für den Job des Hochzeitsplaners brauche es starke Nerven, Herz und Kraft, sagt Socher. Für sie selbst seien fünf Minuten Sitzen das Maximum. (ch, 22.3.2017)