Wien – Österreich hat in den vergangenen Jahren seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) deutlich gesteigert. Dennoch ist es bisher nicht gelungen, zu den führenden Innovationsländern aufzusteigen. Den Grund dafür sieht eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) darin, dass die Innovationsführer anders fördern: Sie investieren mehr in Hochschulen und weniger in Unternehmen.

In der am Mittwoch veröffentlichten Studie hat Wifo-Experte Jürgen Janger die Leistungsfähigkeit von Innovationssystemen anhand der Fähigkeit gemessen, sich der höchsten Leistungsgrenze ("Frontier") in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Innovation und Wirtschaft zu nähern. Österreich gelingt dies nur bedingt, der Abstand zur Spitze sei teilweise groß, konstatiert die Studie.

Aufholbedarf bei Grundlagenforschung

Im Bereich Grundlagenforschung ("Wissenschafts-Frontier") erreiche Österreich nur 69 Prozent der Innovationsführer Dänemark, Deutschland, Finnland, Niederlande, Schweden und Schweiz. Bei der angewandten Forschung ("Technologie-Frontier") schafft Österreich 86 Prozent der Leistungsgrenze.

Im Innovations-Bereich schneidet Österreich insbesondere bezüglich der Umsetzung neuen Wissens in neue wirtschaftliche Aktivitäten mit 88 Prozent schlecht ab, heißt es in der Studie. Besser gelinge Österreich in diesem Bereich mit 98 Prozent das "Upgrading", also die Verbesserung der Marktposition in bestehenden industriellen Stärken. Bei der Produktivität ("Wirtschafts-Frontier") erreicht Österreich 94 Prozent.

Janger ortet das Problem darin, dass "die führenden Länder Innovation anders als Österreich fördern". Als Beispiel nennt der Experte die Hochschulausgaben (pro Kopf): Österreich erreiche da nur 85 Prozent des Niveaus der Innovationsführer. Bei der wettbewerblichen Finanzierung der Unis, die sich stark auf die wissenschaftliche Qualität auswirke, seien es gar nur 40 Prozent.

Gute Hochschulen sichern Standort ab

"Wer bei Forschung und Innovation führend sein will, muss attraktiv für die Besten sein", erklärte Janger in der Aussendung. Mangels globaler Unternehmen wie Apple oder Google, die als Magnete für Talente wirken, sollte verstärkt auf das Potenzial der Universitäten gesetzt werden. Investitionen in den Hochschulbereich würden sich auch deshalb rechnen, weil sie die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung von Wissen in universitäre Unternehmensausgründungen erhöhten und gute Hochschulen den Standort absicherten.

Als "überdurchschnittlich hoch" schätzt die Studie dagegen die Forschungsförderung für Unternehmen in Österreich ein – und das noch ohne die geplante weitere Erhöhung der Forschungsprämie. Während führende Innovationsländer zwischen 0,07 und 0,17 Prozent des BIP in die Förderung der Unternehmensforschung investieren, sind es in Österreich 0,27 Prozent.

Aus diesem Grund fordert der Studienautor einen stärkeren Fokus auf die Effizienz: Die Förderungen seien sehr hoch, gleichzeitig aber die Möglichkeiten, ihre Wirksamkeit zu prüfen im europäischen Vergleich sehr schlecht. (APA, 22.3.2017)