Sie würden gerne Sterne, die Milchstraße, das All fotografieren, wissen aber nicht wie? Sie haben eine Spiegelreflexkamera, trauen sich aber nicht aus dem Automatikmodus heraus? Die Fotografie interessiert Sie zwar, doch das Fachchinesisch übersteigt Ihren Horizont? Keine Sorge, das All ist voller geeigneter Motive und es braucht nicht notwendigerweise ein Teleskop, um diese festzuhalten. 

Astrofotos sehen nicht nur beeindruckend aus, sie sind auch viel einfacher zu machen, als man vielleicht glauben mag. Sollten die nächsten freien Tage oder das Nachtprogramm im Fernsehen vor Langeweile nur so sprühen, dann packen Sie Ihre Sachen, suchen einen abgeschiedenen Ort und legen mit der Sternenfotografie los.

Alles was dazu benötigt wird ist eine Kamera, ein Stativ und eine sternenklare Nacht jenseits der Lichtverschmutzung größerer Städte. Wenn das geschafft ist, steht der Astrofotosession nichts mehr im Wege. 

Foto: Ron Malaev

Schritt 1: Unendliche Weiten

Setzen Sie den Fokus Ihrer Kamera zunächst auf Unendlich. Ihre Kamera hat die Funktion, Gegenstände und Personen automatisch scharf zu stellen. Suchen Sie sich deshalb irgendein Objekt in sehr weiter Ferne aus – zum Beispiel einen Baum – und fokussieren Sie ihn an. Wenn das geschafft ist, muss die Automatikfunktion abgestellt werden, indem man auf manuellen Modus umschaltet. Der Schalter dafür befindet sich vorne am Objektiv und ist in der Regel mit A und M gekennzeichnet. Da es nachts durch die Dunkelheit schwierig sein kann den richtigen Fokus zu finden, empfiehlt es sich, das bereits tagsüber zu tun und etwa mit weißem Lackstift den Fokusstand am Objektiv zu markieren.

Foto: Ron Malaev

Schritt 2: Blende auf!

Das Auge und die Kamera haben mehr gemeinsam, als man vielleicht denkt. Wie die Iris, die den Lichteinfall auf die Pupille reguliert, steuert man mit der Öffnung oder Schließung der Kamerablende die Möglichkeit, Licht zu sammeln. Da es selbst bei sternklarer Nacht sehr dunkel ist, muss die Blende so weit wie möglich geöffnet werden. Klein- und Mittelformatkameras schaffen meist maximale Öffnungen von ungefähr f/3.5. Sollten Sie eine Kamera besitzen, deren Blende sich weiter öffnen lässt – go for it! Je offener die Blende, desto mehr Licht kann in kürzester Zeit eingefangen werden.

Foto: Ron Malaev

Schritt 3: Was rauscht denn da?

Wer kennt es nicht? Man will abends ein Foto machen und statt dem hippen Selfie wirkt das Foto körnig, pixelig und irgendwie unscharf. Aber wieso ist das eigentlich so?

Das sogenannte "Rauschen" hängt mit der Lichtempfindlichkeit des Bildsensors zusammen – diese wird auch ISO genannt. Je weniger ISO man benötigt, desto schärfer und klarer wird das Bild. Um ein helles, scharfes und rauscharmes Foto vom gewaltigen Kosmos zu bekommen, der sich über unseren Köpfen entfaltet, sollte man also eine niedrige ISO wählen. Gleichzeitig müssen wir die Lichtempfindlichkeit so weit hinaufsetzen, dass möglichst viel Licht eingefangen wird. Zu empfehlen ist alles zwischen ISO 800 bis 3200. Bloß nicht mit der ISO-Einstellung übertreiben, selbst wenn das Foto am Kameradisplay dunkel wirkt. Am Computer sieht alles nochmal anders aus.

Schritt 4: Tick, tack ...

Jetzt fehlt nur noch eines: Die passende Belichtungszeit. Die sagt aus, wie lange die Kamera Licht sammelt, um ein Bild zu erzeugen. Im Hellen beträgt die Belichtungszeit meist nur den Bruchteil einer Sekunde. Nachts sieht die Sache anders aus. Mehrere Sekunden werden benötigt, um genug Licht einzufangen und den Nachthimmel über einem sichtbar zu machen. Etwa 30 Sekunden sollten ausreichen. Bei einer längeren Belichtung würden die Sterne anfangen Linien zu ziehen. Das ist durch die Drehung der Erde bedingt, die unbemerkt vonstattengeht.

Foto: Ron Malaev

Schritt 5: Was ist das Motiv?

Nun steht dem ersten Sternenbild nichts mehr im Wege – außer vielleicht die Unentschlossenheit, ein Motiv auszuwählen. Natürlich ist das in erster Linie der Sternenhimmel, aber das Foto kann noch aufregender werden. Wie wäre es zum Beispiel mit den Baumkronen nahe dem Horizont im unteren Drittel des Fotos? Oder das galaktische Band, das sich über den Horizont spannt? Vielleicht steht ja eine verlassene Hütte in der Nähe, oder ein Auto fährt auf einer nahegelegenen Straße vorbei. Alles, was ein Bild lebendiger macht, ist erlaubt und erwünscht. Wichtig ist nur, den Fokus dabei nicht zu verändern, da der Nachthimmel ansonsten unscharf wird.

Foto: Ron Malaev

Tipps für angehende Astrofotografen

  • Da man so viele Details wie möglich auf dem Foto haben will, und um diese später auch digital nachzubearbeiten, empfiehlt es sich, stets im RAW-Format zu fotografieren.
  • Um möglichst scharfe Fotos vom Nachthimmel einzufangen, sollte man einen Fernauslöser verwenden. Falls Sie keinen Fernauslöser haben, nehmen Sie den Selbstauslöser der Kamera. Damit stellt man sicher, dass das Bild beim Abdrücken nicht verwackelt.
  • Spezielle Internetseiten können dabei helfen, lichtarme Gebiete in der Umgebung zu finden.
  • Software wie Stellarium ist nützlich, um sich perfekte Zeitpunkte und Motive zu überlegen und das Fotografieabenteuer noch effizienter zu planen.

Geduld ist im Übrigen eine Tugend, die man für dieses Hobby aufbringen sollte. Damit – und mit ein wenig Übung – sollten auch Ihnen Astrofotos wie diese hier gelingen. Wie Sie Ihren Astroshot richtig nachbearbeiten, erfahren Sie im nächsten Blogbeitrag. (Ron Malaev, 31.3.2017)

Foto: Ron Malaev

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