Ob ich neidig bin? Na, selbstverständlich bin ich neidig! Und "neidig" ist nur ein Hilfsausdruck. Schließlich weiß ich ja, was ich versäume. Obwohl das, was sich vergangene Woche im Yaya Village, dem Trainingsresort, das der äthiopische Laufcharismatiker Haile Gebrselassie in den Hügeln oberhalb Addis Abeba errichtet hat, abgespielt hat, ziemlich sicher meilenweit über das hinausging, was ich 2015 in Äthiopien bei meinem Besuch im Rahmen des Great Ethiopian Runs erleben durfte.
Und das war schon ein Hammer. In jeder Hinsicht: Stellen Sie sich vor, Sie treffen Gott – und der trägt Ihnen im Gespräch nicht nur auf, Ihre Mutter (die er noch nie gesehen hat) herzlich von ihm zu grüßen, sondern erinnert Sie am Ende der Audienz auch noch ausdrücklich daran, das Grüße-Ausrichten nur ja nicht zu vergessen. Dann haben Sie in etwa eine Idee, wie es mir bei Haile Gebrselassie ging. Damals, 2015.
Aber heuer, sagt Harald Fritz, war es noch irrer. Weil Fritz und seine Ösi-Delegation Haile (in Äthiopien sagt kein Mensch "Mr. Gebrselassie") nicht einfach so besuchten, sondern auch etwas mitbrachten. Und Haile, der große kleine Mann der Lauf-Emotionen, extra ein paar Businesstermine sausen ließ, um da dabeizusein. "Das war emotional ganz ganz großes Kino", schrieb mir Harald Fritz. Ich freute mich für ihn – und biss mir trotzdem vor Neid in den Hintern.