Bochum – Das Wachstum von Darmkrebszellen lässt sich mit dem Duftstoff Troenan bremsen. Das berichten Forscher von der Ruhr-Universität Bochum in der Zeitschrift "PLOS One". Die Wissenschaftler entdeckten in Tumorzellen aus dem Enddarm den Riechrezeptor OR51B4. Sie analysierten, welcher Duftstoff den Rezeptor aktiviert und wie sich die Aktivierung auf die Zellen auswirkt.

Riechrezeptoren wurden bereits in verschiedenen gesunden Geweben und Krebsgeweben nachgewiesen. Nun fanden die Bochumer Forscher den Rezeptor OR51B4 in großen Mengen in Darmkrebszellen. Sie identifizierten das Molekül Troenan als Aktivator für OR51B4. Es riecht nach Liguster, einer Strauchpflanze, die häufig als Hecke genutzt wird.

Im nächsten Schritt behandelten die Wissenschaftler Krebszellen der Zelllinie HCT116 und Tumorgewebeproben von Patienten mit Troenan. Das Ergebnis: Die Zellen wuchsen nicht mehr so schnell und bewegten sich langsamer als zuvor – dadurch wird auch das Risiko für die Bildung von Metastasen gesenkt. Außerdem starben durch die Troenan-Behandlung vermehrt Krebszellen ab.

Möglicher Ansatz für Therapie

In weiterführenden Experimenten mit Mäusen, die den Tumor ausbildeten, konnten die Duftwirkungen inzwischen bestätigt werden. Für die Studie wurde der Effekt an kolorektale Tumoren getestet, die 95 Prozent der bösartigen Darmtumoren ausmachen und die häufigste Ursache für Todesfälle durch Darmkrebs sind. Werden solche Tumoren chirurgisch entfernt, liegen die Heilungschancen bei 50 Prozent.

Die Prognose hängt entscheidend vom Krankheitsstadium ab, in dem der Darmkrebs entdeckt wird. Eine gezielte pharmakologische Behandlung gibt es bisher nicht, nur die allgemeine Chemotherapie. "Wir gehen davon aus, dass unsere Ergebnisse einen neuen Ansatz für die Darmkrebstherapie ermöglichen könnten", sagt Studienleiter Hanns Hatt.

Die Tumoren seien häufig vom inneren Hohlraum des Darms zu erreichen. "Daher ist denkbar, dass eine orale oder rektale Aufnahme den Duftstoff Troenan in den wirksamen Konzentrationen direkt an den Tumor bringen würde. Hierzu sind allerdings noch klinische Studien mit Patienten notwendig", resümiert Hatt. (red, 21.3.2017)