Weltmeister Marc Márquez (Nummer 93), Valentino Rossi (46) und Andrea Dovizioso (4) zählen zu den üblichen Verdächtigen, mit denen ab Sonntag zu rechnen ist.

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Doha/Wien – Von wegen verlorene Stunde. Die Zeitumstellung kommt jenen, die den Auftakt zur Motorrad-WM nicht erwarten können, gerade recht. Am Sonntag drehen sie in der Früh die Uhr nach vorn und am Abend den Fernseher auf. Mit dem GP von Katar beginnt in der Nähe der Hauptstadt Doha die Saison, der Start zur MotoGP erfolgt um Punkt 21 Uhr – mitteleuropäischer Sommerzeit wohlgemerkt.

Die Königsklasse kann mit einigen Neuerungen aufwarten. So sind erstmals seit 2004 mit Yamaha, Honda, Ducati, Suzuki, Aprilia und Neuling KTM gleich sechs große Hersteller in dieser Klasse engagiert. Außerdem reagierte Reifenausrüster Michelin auf die Kritik aus dem Fahrerlager, entwickelte neue Vorderreifen und verspricht für die hinteren Pneus mehr Traktion, damit die Fahrer am Kurvenausgang früher und effektiver beschleunigen können. Zudem wird es heuer drei statt wie bisher zwei unterschiedliche Reifenmischungen pro Wochenende geben. Intermediates für halb trockene Strecken haben ausgedient, weil sich im Vorjahr zeigte, dass die harten Regenreifen auch auf abtrocknendem Asphalt gute Dienste leisten.

Damit die TV-Zuseher die verschiedenen Reifenmischungen erkennen können, gibt neben den kaum ersichtlichen Farbcodes auf den Pneus auch ein elektronisches System mittels Funksignal des Reifendrucksensors darüber Auskunft, welcher Typ gerade zur Anwendung kommt.

Kein Spaziergang

Im Kampf um Siege und den Titel ist in den 18 Saisonrennen mit den üblichen Verdächtigen zu rechnen. Neben dem regierenden spanischen Weltmeister Marc Márquez (Honda) und dem italienischen Vize Valentino Rossi (Yamaha) sind das die Spanier Dani Pedrosa (Honda), Jorge Lorenzo (Ducati) und Maverick Viñales (Yamaha) sowie der Italiener Andrea Dovizioso (Ducati). Am 13. August wird der Zirkus in Spielberg in der Steiermark Station machen, das Finale in Valencia steigt am 12. November.

Keinen Spaziergang zur Titelverteidigung erwartet sich Márquez. "Wir werden wie immer einen harten Kampf um den Titel haben", sagte der Spanier dem STANDARD. Der 24-Jährige ist mittlerweile dreifacher Champ in der MotoGP, hat insgesamt bereits fünf Titel gesammelt, zieht aber natürlich den Hut vor dem neunfachen Weltmeister Rossi. "Unglaublich, was er mit 38 draufhat. Er ist noch immer in der MotoGP, fährt an der Spitze mit und ist jedes Jahr einer der Titelfavoriten. Ich habe viel Respekt vor ihm. Wir sind Kollegen, aber genauso Gegner, jeder will gewinnen und gibt hundert Prozent."

Stürze und Balance

Die Vorbereitung lief für Márquez nicht ganz nach Plan, er war zwar schnell, verzeichnete aber auch einige Stürze. Allein bei den Tests in Katar stieg er dreimal unfreiwillig ab. Das dürfte den Spanier aber nicht wirklich aus der Balance bringen, kam er doch auch in der vergangenen Vorbereitung des Öfteren zu Sturz und heimste dann den Titel ein. "Ich bin glücklich über meine Karriere, es ist wie ein Traum. All das hätte ich mir früher nie vorstellen können, und ich bin noch immer jung. Ich will auf dem Boden bleiben und so weitertun, hart arbeiten und weiter genießen."

Einen großen Schritt machte Viñales, der WM-Vierte 2016 wechselte von Suzuki zu Yamaha und dominierte prompt diverse Testfahrten. Mittelgroße Sorgen macht man sich bei Yamaha aber um Rossi, "Il Dottore" gestand, dass er mit seinem Untersatz noch keine Einheit bildet.

"The Maniac"

Bei Suzuki setzt man auf Neuzugang Andrea Iannone. Der flotte Italiener trägt jedoch nicht zufällig den Spitznamen "The Maniac". Lediglich achtmal steuerte der Sturzpilot in der vergangenen Saison seine Ducati ins Ziel, feierte dabei aber einen Sieg und drei weitere Podestplatzierungen. Lorenzo hat noch mit Umstellungsproblemen zu kämpfen, nach neun Jahren Yamaha hat es der Ducati-Neuzugang nun mit einem doch zickigeren Rennhobel zu tun. Nach mageren sechs Jahren sind die Italiener 2016 mit zwei Siegen (Iannone in Österreich und Andrea Dovizioso in Malaysia) auf die Siegerstraße zurückgekehrt. Der letzte Titel datiert aber bereits aus dem Jahr 2007, als Casey Stoner am Ende von ganz oben strahlte. Danach gab es nur noch Erfolge für Yamaha (2008–2010 und 2015) und Honda (2011–2014 und 2016).

MotoGP

Nicht sonderlich viel soll man sich von KTM im ersten Königsklassenjahr erwarten. Mit mehr als zwei Sekunden Rückstand auf die Testbestzeiten lag man am Ende des Feldes. Elektronik, Beschleunigung und Kurvengeschwindigkeit sind die größten Baustellen. Die Mattighofener würden wohl nur allzu gern kräftig an der Uhr drehen. (Thomas Hirner, 20.3.2017)