Zagreb/Sarajevo – In Kroatien wird er gern der "Blumenverkäufer" genannt – eine ironische Untertreibung für Ivica Todoric, den reichsten Bürger des Landes, der ab den 1980ern Agrokor zum größten Lebensmittelkonzern der Region aufgebaut hat. Nun könnte der Einfluss von Todoric allerdings eingeschränkt werden. Denn die russische Sberbank gewährt dem hochverschuldeten Unternehmen zwar neuerlich Kredite (300 Millionen Euro), doch sie stellt gleichzeitig kroatischen Medien zufolge Anspruch auf die Unternehmensführung und das Management.

So schreibt etwa die Zeitung "Novi list", dass die Kreditgeber – größter Gläubiger ist die Sberbank – das Unternehmen übernehmen könnten und Todoric die Mehrheitsanteile verlieren könnte. Die Schulden von Agrokor bei der Sberbank und der russischen VTB belaufen sich auf 1,3 Milliarden Euro und rühren daher, dass Agrokor im Jahr 2014 die slowenische Supermarktkette Mercator aufkaufte.

Auch Vertreter der kroatischen Regierung trafen sich nun mit Todoric – die Sberbank hatte im Februar plötzlich Kredite eingemahnt. Die Einnahmen des Konzerns, der 60.000 Mitarbeiter beschäftigt und 60 Unternehmen umfasst, belaufen sich auf 16 Prozent des kroatischen Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Systemrelevanter Konzern

Agrokor ist demnach "systemrelevant" – ein Pleitegehen kann der kroatische Staat nicht zulassen. Allerdings sind die Ratings schon seit Jahren derart schlecht, dass Agrokor nur von den russischen Banken Kredite bekommen konnte. Kroatische Analysten sehen einen Zusammenhang zwischen dem Vorgehen der mehrheitlich staatlichen russischen Sberbank und der kroatischen Politik. Vergangenen November hatte Premier Andrej Plenkovic die Ukraine besucht und vorgeschlagen, auf das kroatische Modell nach dem Krieg (1991-1995) für die Reintegration von Gebieten in der Ostukraine zurückzugreifen. Russland reagierte damals mehr als pikiert.

Der Analyst Davor Gjenero denkt, dass die Kreditpolitik der Sberbank durchaus "geopolitische Gründe" haben könnte. Zagreb sollte auf die Macht der russischen Banken "hingewiesen" werden. Diskussionen mit Moskau gibt es auch um die Ölraffinerie im bosnischen Bosanski Brod, die zum russischen Konzern Zarubezhneft gehört. Kroatien will, dass sie mit Gas (aus Kroatien) betrieben wird, um Luftverschmutzung zu vermeiden. (awö, 20.3.2017)