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Verträge mit Topleuten macht die OMV nicht in der Zentrale, sondern in Baar.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader

Wien – Internationale Ölmanager sind eine ebenso rare wie gefragte Spezies. Wer ein paar Jahre eine Bohrinsel aufbaut und managt, übt einen harten Job aus – fern von Familie und Freunden. Oft wechseln die Topleute von einem Projekt zum nächsten, wo die Produktion des schwarzen Goldes aufs Neue beginnt. Entsprechend hoch sind die Gehälter für Ingenieure und Manager, die in dem Business tätig sind. Zumal bei den gewaltigen Kosten in der Exploration ein reibungsloser Ablauf hohe Summen einspart. Das weiß natürlich die OMV, die mit den großen Öl-Multis auch bei der Rekrutierung von Förderexperten im internationalen Wettbewerb steht.

Apropos Wettbewerb. Dem kann man von einem attraktiven Standort aus leichter standhalten, als dies in Österreich der Fall wäre. Deshalb verfügt die OMV auch über eine Tochter in der Schweiz, genauer gesagt in der Gemeinde Baar im Kanton Zug. Letzterer ist für seine niedrigen Steuern bekannt, weshalb sich viele große und kleine Firmen ebenso wie Privatpersonen in den beschaulichen Ortschaften südlich von Zürich niedergelassen haben. Und diese Schweizer Dependance namens OMV International Oil & Gas GmbH ist genau für das Engagement der gefragten Topleute zuständig.

Hauch von Karibik

Das Setting erinnert etwas an jene Briefkastenfirmen, die durch Panama- oder Offshore-Leaks bestens bekannt sind: Als Geschäftsführer fungiert ein Steuerberater mit der Adresse Haldenstraße 1, an der ganze 103 Firmen ihren Sitz haben. Der Berater leitet noch rund 80 weitere Gesellschaften. Wozu dient nun diese Konstruktion, die ein Hauch von Karibik umweht, nur weniger salzig und warm? Nun, für die OMV ist der Standort genau für die Rekrutierung internationaler Ölmanager ideal. Rund 60 Personen seien derzeit unter Vertrag, erklärt ein Sprecher des Unternehmens, dessen größter Aktionär die staatliche Öbib ist.

Grund des Offshore-Konstrukts seien die hohe Spezialisierung und der häufige Ortswechsel der benötigten Mitarbeiter. Die OMV dazu weiter: Einen Bohrinselexperten aus Houston, der ein Jahr in Neuseeland, dann in Norwegen und dann in Rumänien insgesamt drei bis vier Jahre für die OMV tätig ist, würden die Österreicher gar nicht bekommen, wenn sie drei lokale Anstellungsverträge abschließen müssten. Was der Konzern zudem betont: Steuern und Sozialabgaben würden klarerweise voll geleistet. Die fielen in dem Land an, in dem die Arbeitsleistung erbracht werde.

Auch den Vorwurf, es handle sich um einen Briefkasten, weist der Sprecher zurück. In Baar sei eine Mitarbeiterin für die Abwicklung tätig. Allerdings: Die beiden in Zug registrierten Prokuristinnen sind beide in der OMV-Zentrale als Personalmanagerinnen tätig. Nicht bestritten wird, dass das flexiblere Arbeitsrecht in der Schweiz für derartige Verträge von Vorteil sei. Insider werden konkreter. Österreichische Bestimmungen würden umgangen, ebenso der Betriebsrat. Damit ließen sich Spitzengehälter viel unkomplizierter auszahlen, als wenn derartige Verträge durch die Gremien in Wien gehen müssten. Umgekehrt sei auch die Trennung von den Bohrleuten leichter, erzählt ein Insider. Kritiker, die nicht namentlich genannt werden wollen, nennen diese Vorgangsweise zynisch, zumal alle politischen Parteien in der Panama-Affäre gegen Briefkastenfirmen mobilmachten. Die OMV findet nichts dabei. Und will den Abstecher in die Schweiz folglich auch nicht abbrechen. (as, 19.3.2017)