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Foto: AP/Büttner

Wien/Maria Enzersdorf – Der börsennotierte niederösterreichische Versorger EVN steigt in Niederösterreich neben dem Energiegeschäft immer stärker in die Trinkwasserversorgung ein. Derzeit beziehen mehr als 560.000 Menschen Wasser von der EVN. Die Niederösterreicher sind damit in Österreich der zweitgrößte Wasserversorger nach den Wiener Wasserwerken.

Ein Schwerpunkt liegt aktuell auf der Infrastruktur. In den Ausbau und die Erweiterung des Leitungsnetzes investiert die EVN in den kommenden Jahren 150 Mio. Euro. Investiert wird auch in Kapazitätssteigerungen der Pumpwerke und die Errichtung weiterer Naturfilteranlagen. Die EVN sei immer mit zwei bis drei Dutzend Gemeinden im Gespräch bezüglich der Übertragung der Ortswassernetze, sagte Pressesprecher Stefan Zach zur APA.

Dabei geht es vor allem um Modernisierungen älterer Netze. Grund für die Übertragung ist laut EVN vielfach, dass in der Nachkriegszeit errichtete Ortsnetze das Ende ihrer Lebenszeit erreicht haben oder nur noch mit hohen Wasserverlusten betrieben werden können. Eine Sanierung durch die Gemeinde sei oft nur durch massive Preiserhöhungen möglich. Die EVN könne durch die Nutzung von Synergien im laufenden Betrieb etwa im Störungsdienst oder in der Rechnungslegung günstigere Möglichkeiten bieten.

Gebühren bleiben gleich

Teurer wird es für die Kunden zumeist nicht, wenn die EVN Ortswassernetze übernimmt: "Die Gebühren bleiben überwiegend so wie sie sind und werden künftig an den Verbraucherpreisindex angepasst", versichert der EVN-Sprecher. Bei manchen Gemeinden werde Trinkwasser sogar günstiger. Der Preis für einen Kubikmeter Wasser liege für einen niederösterreichischen Haushaltskunden bei 1,20 bis 2,00 Euro.

Die EVN hat in Niederösterreich 104 Quellgebiete mit 406 Hektar Schutzgebieten. Die großen Quellgebiete befinden sich im Raum Krems, Tulln und Petronell. In den letzten Jahren hat die EVN ein flächendeckendes Wasserleitungsnetz errichtet, mit dem sie das Wasser durch ganz Niederösterreich leiten kann – dorthin, wo es gebraucht wird. "Wir sorgen für einen Ausgleich zwischen den Regionen", sagt Zach. Im Waldviertel beispielsweise könne es in trockenen Sommern zu Engpässen bei der Trinkwasserversorgung kommen. Die EVN plant nun eine mehr als 60 Kilometer lange Transportleitung von Krems bis Zwettl, der genaue Trassenverlauf ist noch offen und hängt auch davon ab, welche Gemeinden sich anschließen wollen. Zudem können durch Leistungssteigerung von Pumpstationen mehr Einwohner versorgt werden.

Zu hartem Wasser rückt die EVN mit Naturfilteranlagen zu Leibe. Im Weinviertel sind bereits drei Anlagen in Betrieb. Im Industrieviertel kommen nun zwei weitere: Bis 2020 werden mehr als 17 Millionen Euro investiert, damit werden rund 150.000 Einwohner mit weichem Wasser versorgt. In einer Naturfilteranlage wird der Härtegrad des Wassers durch den Einsatz von Membranen gesenkt, die wie ein feines Sieb wirken – rein physikalisch. Der Härtegrad des Wassers ist laut EVN ein wesentliches Qualitätsmerkmal, je höher der Wert an Calcium und Magnesium, umso härter ist das Wasser. Zuviel Kalk im Wasser bringe zahlreiche Nachteile.

Wiener Wasserwerke größter Versorger

Von der EVN werden derzeit mehr als 560.000 Kunden in 758 Katastralgemeinden versorgt, davon rund 104.000 Kunden in 111 Katastralgemeinden direkt. Das Wasserleitungsnetz umfasst mehr als 2.500 Kilometer, davon sind 950 Kilometer Ortsnetze. Die für das Wassergeschäft in Niederösterreich zuständige EVN Wasser trägt etwa 2,4 Prozent zum operativen Ergebnis (Ebitda) der EVN bei.

In Österreich gibt es nach EVN-Angaben 1.900 kommunale Versorger, 165 Wasserverbände und 5.800 Genossenschaften. Größter Wasserversorger sind den Angaben zufolge die Wiener Wasserwerke mit rund 1,76 Millionen versorgten Einwohnern. Dahinter folgen die EVN Wasser (563.000), Linz Service AG (270.000), Grazer Stadtwerke (250.000) und die zur Energie AG Oberösterreich gehörende WDL GmbH (173.000).

Der jährliche Wasserbedarf liegt in Österreich bei 2,6 Mrd. Kubikmetern, davon entfallen 27 Prozent auf Trinkwasser, 65 Prozent auf die Industrie und 8 Prozent auf Bewässerung. In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus werden laut EVN pro Jahr zwischen 120 und 150 Kubikmeter Wasser verbraucht. (APA, 17.3.2017)