In einer Zeit wie dieser, da Informationen und deren Quellen explosionsartig anwachsen, tun dem Rezipienten sowohl Entschleunigung wie auch Beschleunigung gut. Es ist naturgemäß Geschmackssache, wie das Individuum der Flut an Neuheiten begegnet. Der eine sucht Klosterstille oder geht barfuß im Schnee, um leer zu werden und – total geerdet – für Input offen zu sein.

Andere aber werden mit "speed watching" ihren Konsum zu optimieren suchen. Es braucht zwar Übung, um diese Neuheit umzusetzen, die an "speed reading" angelehnt ist. Einmal verinnerlicht, bringt die Methode aber immensen Zeitgewinn. Schnellseher schaffen den Serienkonsum in doppelter Geschwindigkeit.

Natürlich dürfen Nebenwirkungen der gewonnenen Zeit nicht unerwähnt bleiben. Plötzlich empfinden "speed watcher" Alltagsphänomene als lästig, da nur in Zeitlupe voranschreitend. Ihre Ungeduld führt mitunter gar zum Abbruch intakter Beziehungen. Schnellseher kritisieren ja nicht nur das normale Sprechtempo ihrer Umwelt. Sie tun dies auch noch in doppelter Plaudergeschwindigkeit, was Konflikte irreparabel eskalieren lässt. Schließlich versteht niemand mehr die Statements der "speed watcher".

Als Therapie bietet sich natürlich "slow watching" an. Aber davon eher ein andermal. (Ljubiša Tošić, 14.3.2017)