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Winzling mit weltberühmtem Namen: Das Unterwasserfahrzeug Boaty McBoatface ist für den Einsatz bereit.

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Am Mutterschiff ist der Kelch noch einmal vorübergegangen, es heißt mittlerweile Sir David Attenborough.

Foto: APA/AFP/Natural Environment Rese

London – Es ist soweit: Das unbemannte gelbe U-Boot Boaty McBoatface steht kurz vor seiner ersten wissenschaftlichen Expedition. Noch diese Woche soll das ferngesteuerte Unterwasserfahrzeug des British Antarctic Survey verschifft werden, wie die BBC berichtet. Das britische Polarschiff RRS James Clark Ross wird am Freitag vom chilenischen Punta Arenas gen Süden aufbrechen, um Boaty nordöstlich der Antarktischen Halbinsel auszusetzen.

Die Sache mit dem Namen

Der Name Boaty McBoatface hatte vor einem Jahr weltweit für amüsierte Schlagzeilen gesorgt. Die Wissenschafter des BAS und des Natural Environment Research Council (NERC) suchten einen Namen für ihr Forschungsschiff und verfielen unvorsichtigerweise auf die Idee einer Online-Abstimmung. In ihrer unergründlichen Weisheit griff die Schwarmintelligenz des Internets den scherzhaften Vorschlag eines Rundfunkjournalisten auf und stimmte mit großer Mehrheit für Boaty McBoatface.

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Abgesehen von einem weltweiten Lachsturm sorgte dies für einige Hektik zwischen NERC, dem House of Lords und der britischen Regierung. Da das Ergebnis aber nicht rechtlich bindend war, wurde schließlich entschieden, das Schiff RRS Sir David Attenborough zu taufen: Die britische Naturforscherlegende ist damit nicht nur der Namenspatron einer Reihe von Tier- und Pflanzenarten, sondern nun auch eines 255 Millionen Euro teuren Forschungsschiffs.

Als Kompromiss wurde der dümmliche Name, der die Wahl gewonnen hatte, anstelle des 125 Meter langen Schiffs an das deutlich bescheidenere, gut mannslange Tauchfahrzeug vergeben. Insgesamt drei Mini-U-Boote dieses Typs wurden vom National Oceanography Centre in Southampton angefertigt – jedes je nach Aufgabengebiet mit leichten Modifikationen versehen.

Die Mission

Boatys Einsatzgebiet ist die sogenannte Orkney-Passage, eine etwa 3.500 Meter tiefe Einkerbung im Unterwassergebirge vor der Antarktischen Halbinsel. Diese Stelle ist deshalb für Wissenschafter interessant, weil sie als "Tor" fungiert, durch das Tiefenwasser aus der Antarktis in den Atlantik strömt. Das Unterwasserfahrzeug soll diese Strömungen, die das weltweite Klimasystem beeinflussen, genauer analysieren. Insbesondere soll untersucht werden, ob auch in dieser Tiefe ein Erwärmungstrend feststellbar ist. (jdo, 13.3.2017)