In Spartanburg arbeiten 8.000 Mitarbeiter für BMW.

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Der Besuch von Angela Merkel bei Donald Trump am Dienstag birgt einigen Sprengstoff. Beim ersten Treffen der deutschen Kanzlerin mit dem US-Präsidenten wird eine Aussprache über die Handelspolitik erwartet. Berlin sorgt sich um eine Abschottung der USA vom Freihandel, was deutsche Exporteure empfindlich treffen könnte.

Deutschland zählt mit seinem hohen Handelsbilanzüberschuss zu den Ländern, die Maßnahmen des Weißen Hauses am meisten fürchten müssen. Die USA verzeichneten im Vorjahr ein Handelsbilanzminus von 65 Milliarden Dollar mit Deutschland, womit die Europäer nach China und Japan das drittgrößte Loch im amerikanischen Außenhandel reißen. Allerdings: Der Exportüberschuss Chinas ist rund fünfmal so groß wie jener Deutschlands.

Schon Merkels Delegation zeigt, dass der Handel zwischen Deutschland und den USA im Fokus steht. Die Kanzlerin bringt unter anderen die Chefs von Siemens, BMW und dem Autozulieferer Schaeffler mit nach Washington. Die Auswahl der Manager ist nicht zufällig: Alle drei Konzerne verfügen über große Standorte in den USA. Merkel kann somit untermauern, dass deutsche Unternehmen nicht nur den amerikanischen Markt fluten, sondern auch Jobs schaffen.

BMW mit seinem großen Werk in Spartanburg in South Carolina, wo 8.000 Leute arbeiten, ist nach eigenen Angaben größter Pkw-Exporteur der Vereinigten Staaten. 70 Prozent der dort erzeugten Fahrzeuge werden im Ausland verkauft. Allerdings: BMW baut gerade ein neues Werk in Mexiko, wo ab 2019 die 3er-Linie vom Band rollen soll. Für deutsche Konzerne geht es somit nicht nur um den bilateralen Handel, sondern auch um indirekte Effekte. Sollte Trump tatsächlich – wie angekündigt – Strafzölle auf mexikanische Einfuhren verhängen, wären deutsche Konzerne ebenfalls betroffen.

Zwar hätten protektionistische Maßnahmen Washingtons negative Folgen für die deutsche Wirtschaft, allerdings hängt sie stärker von anderen Regionen ab. Mit 100 Milliarden Euro machen die Exporte in die Vereinigten Staaten gut acht Prozent aller Ausfuhren aus. Zwei Drittel der Lieferungen gehen immer noch ins europäische Ausland.

Das ändert freilich nichts daran, dass schon ziemlich mit den Säbeln gerasselt wird. "Wenn der amerikanische Präsident über Einfuhrbeschränkungen und neue Zölle einen Handelskrieg anfangen will, muss Europa gewappnet sein", sagte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im deutschen Bundestag, Carsten Schneider, dem "Handelsblatt". Er sprach sich in diesem Fall für Kapitalverkehrskontrollen aus.

Intensiv wird zudem diskutiert, wie höhere Einfuhrsteuern der USA abgefangen werden könnten. Eine Variante wäre, den Exportunternehmen die Abgaben zu erstatten. Europa würde damit zumindest so lange die Belastung tragen, bis ein langwieriges Verfahren vor der Welthandelsorganisation (WTO) abgeschlossen wäre. Sollte die WTO ihren Sanktus geben, könnte dann auch die EU Gegenmaßnahmen setzen und Strafzölle auf US-Einfuhren verhängen. (as, 13.3.2017)