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Die Familie Lewenstein fordert die Rückgabe des Temperabildes "Das Bunte Leben" oder 80 Millionen Dollar. Kandinsky-Werke aus dieser Schaffensperiode werden auf dem internationalen Kunstmarkt für deutlich weniger gehandelt.

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Wien – In Deutschland ist der Disput um ein in der NS-Zeit entzogenes Gemälde von Wassily Kandinsky eskaliert. Laut einem Bericht der Süddeutschen reichten die Erben der jüdischen Familie Lewenstein am 3. März in New York eine Klage gegen die Bayerische Landesbank ein. Sie hatte das Bunte Leben (1907) 1973 für das Münchener Lenbachhaus erworben, wo es seither als Dauerleihgabe zu sehen ist. Die vom kanadischen Kunstdetektiv James Palmer (Mondex) unterstützte Familie begehrt nun die Herausgabe des Bildes oder 80 Millionen Dollar als Kompensation.

Die Vita des Bildes und seiner Entziehung war in niederländischen Forscherkreisen seit 2004 bekannt. Konkret hatten die Lewensteins das Werk dem Stedelijk-Museum in den 1930er-Jahren als Leihgabe anvertraut, wo es auch nach der Flucht der Familie verblieb. Unter ungeklärten Umständen gelangte es 1940 zur Versteigerung und in den Besitz eines jüdischen Sammlers. Nach dessen Tod verkaufte es seine Witwe und das Bild kam nach München.

Gericht statt Kommission

2015 wurden die Bayerische Landesbank und das Lenbachhaus von der Familie Lewenstein informiert, die eine Rückgabe des Gemäldes forderte, das in München als Ikone der Avantgarde verehrt wird. Die Direktion des Lenbachhauses empfahl die Anrufung der Limbach-Kommission, die bei solchen Causen als Mediator zwischen öffentlichen Sammlungen und Anspruchsstellern fungiert. Haken: Beide Parteien müssen einem solchen Verfahren zustimmen.

Die Landesbank zierte sich, wollte keine rechtlichen Ansprüche anerkennen und beharrte noch im Juli 2016 auf dem Verbleib des Bildes in München. Der Meinungsumschwung erfolgte erst im Angesicht der Klage. Nun wird die Causa nicht von der Fachkommission, sondern kostenintensiv vor Gericht geklärt. (kron, 12.3.2017)