Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass eine glutenarme Ernährung langfristig gesundheitsförderlich ist, sagen Experten.

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Glutenfreie Ernährung liegt seit einigen Jahren im Trend: Viele ernähren sich glutenarm, obwohl es medizinisch nicht nötig wäre. Eine Studie von US-Forschern liefert nun Hinweise, dass sich das negativ auf die Gesundheit auswirken könnte: Wer mehr glutenhaltige Lebensmittel isst, erkrankt demnach etwas seltener an Typ-2-Diabetes.

Ein Forscherteam der Harvard University T. H. Chan School of Public Health in Boston hat den Glutengehalt in der Ernährung von fast 200.000 Personen in drei großen Langzeitstudien abgeschätzt. Dabei stellten sie einen möglichen Zusammenhang fest zwischen der konsumierten Glutenmenge und dem Risiko, Typ-2-Diabetes zu entwickeln. Davon berichten die Forscher am American Heart Association Meeting in Portland, Oregon.

Die Daten stammten aus drei großen Gesundheitsstudien, die Ernährung, Lebensgewohnheiten und Gesundheit der Teilnehmenden über Jahrzehnte hinweg verfolgten. Die Analyse ergab: Die Teilnehmenden mit dem höchsten Glutenkonsum (bis zu zwölf Gramm pro Tag) hatten ein 13 Prozent geringeres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, als Personen mit geringem Glutenkonsum.

Da die Studienteilnehmer ihre Essgewohnheiten selbst angaben und es sich um eine reine Beobachtungsstudie handle, müssten die Ergebnisse in weiteren Untersuchungen überprüft werden, hielt die American Heart Association in einer Mitteilung fest. Außerdem stammen die Daten größtenteils aus einer Zeit, als glutenarme Ernährung noch kein Trend war. Die Auswirkungen des Glutenfrei-Trends sind somit in der Studie nicht enthalten.

Ernährung überdenken

Obwohl es weitere Forschung braucht, raten die Forschenden dazu, die glutenfreie Ernährung zu überdenken, wenn sie medizinisch nicht nötig ist. Zöliakie-Betroffene müssen aus gesundheitlichen Gründen Gluten meiden. Allerdings betrifft das nur einen geringen Teil der Bevölkerung.

Es gebe keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass eine glutenarme Ernährung generell langfristig gesundheitsförderlich sei, heißt es in der Mitteilung. "Glutenfreie Lebensmittel enthalten oft weniger Ballaststoffe und andere Mikronährstoffe", erklärt Studienautor Geng Zong. Dazu gehören Vitamine und Mineralstoffe. Diese Nahrungsmittel seien daher weniger nahrhaft und obendrein oft auch teurer.

Wer unter den Studienteilnehmern wenig Gluten zu sich nahm, konsumierte meist auch generell weniger Getreidefasern, wie die Forschenden in ihrer Analyse feststellten. Eine faserreiche Ernährung wiederum steht im Zusammenhang mit einem niedrigeren Risiko für diverse Erkrankungen, darunter auch Diabetes Typ 2, Herzerkrankungen und verschiedene Krebsarten. (APA, 10.3.2017)