Bonn – Soziale Ängste können für Betroffene in die Isolation führen. Etwa jeder zehnte Mensch ist im Lauf seines Lebens von einer solchen Angststörung betroffen. Forscher der Universität Bonn haben nun Hinweise auf ein Gen gefunden, das mit der Erkrankung in Zusammenhang stehen dürfte: Es kodiert einen Serotonin-Transporter im Gehirn, wie die Wissenschafter in "Psychiatric Genetics" berichten.

Dass soziale Phobien zu den psychischen Störungen zählen, die gleichzeitig durch genetische und umweltbedingte Faktoren ausgelöst werden, weiß man schon länger. "Bei der Erforschung der genetischen Ursachen dieser Erkrankung gibt es aber noch viel zu tun", sagt Andreas Forstner von der Universität Bonn. "Bislang sind nur wenige Verdachtsgene bekannt, die damit in Zusammenhang stehen könnten."

Einfluss auf Neurotransmitter

Für ihre Studie untersuchten Forstner und Kollegen nun das Erbgut von insgesamt 321 Patienten und verglichen es mit dem von 804 Kontrollpersonen. Im Fokus standen dabei sogenannte Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs). "Es handelt sich dabei um variable Stellen im Erbgut, die bei verschiedenen Menschen in unterschiedlicher Ausprägung vorliegen können", so Forstner. Genetisch bedingte Erkrankungen haben häufig in den SNPs ihre Ursache.

Schätzungsweise liegen mehr als dreizehn Millionen solcher Veränderungen im menschlichen Erbgut vor. Die Forscher untersuchten insgesamt 24 SNPs, die im weitesten Sinn als Ursache sozialer Phobien und anderer psychischer Störungen in Verdacht stehen. Die Auswertungen ergaben, dass ein SNP am Serotonin-Transporter-Gen SLC6A4 bei der Entstehung der Sozialen Phobie beteiligt sein dürfte. Dieses Gen kodiert in Gehirnzellen einen Mechanismus, der am Transport des wichtigen Botenstoffs Serotonin beteiligt ist.

Serotonin dämpft unter anderem Angstgefühle und depressive Verstimmungen. "Das Ergebnis untermauert Hinweise vorangegangener Studien, dass Serotonin bei der Sozialen Phobie eine wichtige Rolle spielt", sagt Koautor Rupert Conrad. In weiteren Studien soll die Rolle dieses Gens nun genauer untersucht werden. (red, 10.3.2017)