"Alles Roger" wird von Shoppingcenter-Betreiber Ronnie Seunig herausgegeben.

Foto: Alles Roger

Wien – Von einem Artikel über den Frühjahrsputz zum wohlwollenden Porträt eines Rechtsextremen ist es normalerweise ein weiter Weg. Nicht in diesem Fall. Denn die zwei Texte stammen beide von Andrea Fehringer und Thomas Köpf. Sie betreiben die Wiener Agentur Xpertmedia, die sowohl beim "Active Beauty"-Magazin der Drogeriekette DM als auch bei der rechtslastigen Publikation "Alles Roger" mitmischt. Bei beiden Magazinen ist Andrea Fehringer Textchefin, Köpf ist bei "Alles Roger" mittlerweile sogar Verlagsleiter. Die Adresse der "Alles Roger"-Redaktion befindet sich im selben Haus wie die Firma Xpertmedia.

Auch andere Mitarbeiter ihrer Agentur schreiben für beide Hefte, ein Mitarbeiter von Xpertmedia ist beispielsweise Chef vom Dienst bei "Alles Roger". Das Magazin wird etwa vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) kritisch gesehen. Dort attestiert man dem Magazin die Verbreitung von "antisemitischen und antiamerikanischen Verschwörungstheorien". Das Mauthausen-Komitee nannte "Alles Roger" im STANDARD "völlig obskur". Das Magazin wird von Shoppingcenter-Betreiber Ronnie Seunig herausgegeben, der 2003 zum "Trend" sagte, dass man von Adolf Hitler "unglaublich viel lernen kann, gerade was Medien betrifft".

Zweifel an Echtheit von Interviews

Zuletzt stand "Alles Roger" in den Schlagzeilen, weil die Echtheit von Interviews mit Weltstars bezweifelt wurde. So gab die PR-Verantwortliche von Schauspieler Kevin Spacey auf Anfrage des STANDARD an, dass ihr Klient nie mit "Alles Roger" gesprochen habe. Dort war aber ein langes Interview mit ihm abgedruckt worden.

Köpf und Fehringer sind schon länger für "Alles Roger" aktiv. Vergangenen Juni verfassten sie etwa einen langen Text über Alexander Markovics, den damaligen Chef der rechtsextremen "Identitären Bewegung". Darin ist etwa zu lesen, dass Markovics "gestikuliert wie ein Minister bei der Pressestunde" oder dass es ein Identitärer "schwer habe". Markovics' Worte "zischen hervor wie geschmiedeter Stahl. Rot glühend und heiß." Die Autoren erwähnen, dass Markovics "Wiener von Geburt und Nationaler aus Neigung" sei: "Recht so", schreiben sie.

"Horden aus dem Norden"

Markovics taucht in der aktuellen Ausgabe von "Alles Roger" selbst als Redakteur auf. Er interviewt andere Personen aus dem Umkreis der rechtsextremen Identitären darüber, wie die Uni mit Rechtsextremen umgehe. Dazu gibt es einen Artikel über die "Horden aus dem Norden" – gemeint sind Migranten in Skandinavien – und "die Universität als systempolitische Umerziehungsanstalt". Dort sind Verlagsleiter Köpf und Textchefin Fehringer selbst aktiv: Sie leiten, wie in den vergangenen Semestern, ein Seminar für das Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft: eine "Übung Printjournalismus". Studienprogrammleiter Klaus Lojka sagt auf Anfrage des STANDARD, dass Köpf und Fehringer schon länger als Lehrende aktiv seien. Vonseiten der Studenten habe es bislang keine Beschwerden gegeben, man werde aber das Gespräch mit den beiden suchen und sie bitten, kein Material aus "Alles Roger" für die Lehrtätigkeit heranzuziehen.

DM stellt Zusammenarbeit ein

DM kündigte hingegen an, die Zusammenarbeit mit der Agentur einzustellen. "Es ist uns ein Anliegen, dass die beiden Medien nicht in ein Naheverhältnis zueinander gebracht werden – auch wenn dies nur durch eine Doppeltätigkeit von einzelnen Autoren der Fall ist", hieß es aus der Pressestelle der Drogeriekette. "In weiterer Zukunft werden die Redakteure nicht mehr für 'Active Beauty' arbeiten."

Die "BZ Wiener Bezirkszeitung", der in den vergangenen Wochen in einzelnen Bezirken eine Ausgabe von "Alles Roger" beilag, gibt an, dass "aktuell keine weiteren Buchungen" für "Restexemplare" vorliegen, betont aber, dass es sich um Werbung und keine Kooperation gehandelt habe. Eine inhaltliche Beurteilung des Magazins wollte die "BZ" nicht abgeben. Laut eigenen Angaben beträgt die durchschnittliche Auflage von "Alles Roger" rund 200.000 Exemplare.

Xpertmedia gibt auf Anfrage des STANDARD an, "Kundinnen und Kunden mit unterschiedlichen politischen Ausrichtungen" zu betreuen. "Für den Inhalt und den einzelner Geschichten eines Magazins sind die Redakteure, die Chefredakteure und die Herausgeber verantwortlich", so die Agentur, die für "Alles Roger" Textchefin, Verlagsleiter, Chef vom Dienst und Redakteure stellt. "Wir haben für 'Alles Roger' keinen Text verfasst, zu dem wir nicht stehen können, der in irgendeiner Art und Weise in Konflikt mit anderen Kunden stehen würde", heißt es. (Fabian Schmid, Oliver Mark, 10.3.2017)