Genf – Das Automobil sei ein Auslaufmodell, wird in unseren Breiten gern medial verbreitet. Dauerlieblingsprügelknabe ist die Branche sowieso. Die Realität sieht so aus: Weltweit werden demnächst 100 Millionen Autos jährlich verkauft – 58 Millionen waren es im Jahr 2000. Dann Opel: Die tüchtige, aber glücklose deutsche GM-Tochter wechselt für 1,3 Milliarden Euro zum französischen PSA-Konzern, es soll ein neuer "europäischer Champion" entstehen. Und die Kundschaft hat VW hinsichtlich Dieselaffäre damit bestraft, dass sie den Konzern zum weltgrößten Autohersteller gekürt hat. Vor diesem Hintergrund findet die heurige Frühjahrsmesse, der Genfer Salon, statt.
Der andere Umstand ist der: Niemals zuvor stand das Automobil so im Mittelpunkt der gesamten Hochtechnologie, und sie rückt immer rasanter noch mehr in den Hauptfokus des Geschehens. Alternative Antriebstechnologien, totale Vernetzung, autonomes Fahren – das sind die Stichworte. Diesen Megatrends kann sich kein Hersteller verschließen. Das wäre denn auch die Metabene hinter den Stars im Rampenlicht, den Weltpremieren, glitzernden Showcars, den Konzeptfahrzeugen mit der Technik von morgen.
Hinsichtlich Fahrzeugkategorien überwuchert der SUV-Boom alle Bereiche und garantiert satte Zuwachsraten. Welt- und Europapremieren wie (der Größe nach) Opel Crossland X, Jeep Compass, Mitsubishi Eclipse Cross, Subaru XV, Mazda CX-5, DS 7 Crossback, Alfa Stelvio, VW Tiguan Allspace, Volvo XC60, Range Rover Velar zeichnen ein eindeutiges Bild. Nimmt man die Showcars hinzu, wird die Sache noch deutlicher: Citroën C-Aircross Concept, Jaguar I-Pace, Hyundai FE Concept, Audi Q8 sport concept.
So weit, so vorhersagbar. Etwas überraschend hingegen, dass heuer auch ein Jahr der Kleinwagen ist, die Weltpremieren hier lauten Kia Picanto, Suzuki Swift, Seat Ibiza, Ford Fiesta. Die dazu passenden Studien – Toyota i-Tril Concept, Honda NeuV, Renault Zoe E-Sport – sind allesamt als Batterie-E-Mobile konzipiert, und apropos: Global wurden 2016 über 770.000 Elektroautos neu zugelassen (die meisten in China und den USA), knapp ein Prozent vom Gesamtkuchen. Langsam kommt Schwung in die Sache.
Schwung ist auch das Thema der nächsten Kategorie, absatzmäßig eine Marginalie, emotional indes von nicht nachlassen wollendem Zauber. Es geht um Coupés, Cabrios, Sport- und Supersportwagen, die spannendsten Neuheiten heißen Mercedes E-Klasse Cabriolet, VW Arteon, Audi RS5, Honda Civic Type R, Renault Alpine A110, Ford GT, Ferrari 812 Superfast, McLaren 720S, Aston Martin Valkyrie. Sonst noch was? Klar doch: Mercedes-AMG GT Concept! Bentley Exp 12!
Damit noch einmal zurück zu gängigerer Ware: An Kombis zu entdecken sind in Genf Hyundai i30 Kombi, Opel Insignia (debütiert auch als Limousine), BMW 5er Touring und die Studie Peugeot Instinct Concept, und auch den Porsche Panamera Sport Turismo wird man irgendwie dazu rechnen dürfen. Man fährt heuer also auch stilvoll praktisch. (Andreas Stockinger, 9.3.2017)